TCM-Mittel Qiliqiangxin zeigt beeindruckende Wirkung bei Herzinsuffizienz

Eine im August 2024 veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass das chinesische Kräuterpräparat Qiliqiangxin das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten mit Herzinsuffizienz signifikant senken kann. Es handelt sich um die erste groß angelegte, klinische Untersuchung, die die Wirksamkeit eines TCM-Mittels bei dieser schweren Erkrankung nachweist.

Älterer Mann mit Herzinsuffizienz, der von Familienmitgliedern gestützt wird. Das Bild illustriert die Auswirkungen von Herzproblemen, die im Artikel über die Wirkung von Qiliqiangxin, einem traditionellen chinesischen Kräutermittel, bei der Behandlung von Herzinsuffizienz behandelt werden.

Herzinsuffizienz kann das Leben vieler Menschen stark beeinträchtigen. Eine neue Studie zeigt, wie das chinesische Kräuterpräparat Qiliqiangxin Hoffnung auf Linderung bringt. Foto: Shutterstock

TCM-Kräutermischung Qiliqiangxin im Fokus der Herzmedizin

In der im August 2024 in Nature Medicine veröffentlichten Studie wurde Qiliqiangxin, ein Arzneimittel der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), erstmals in einer randomisierten Untersuchung bei Herzinsuffizienz getestet.1 Das Forschungsteam analysierte die Wirksamkeit und Sicherheit des Mittels bei Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter linksventrikulärer Auswurffraktion (HFrEF). Diese schwere Erkrankung führt dazu, dass das Herz nicht ausreichend Blut in den Körper pumpt, was zu Symptomen wie Atemnot und Müdigkeit führt und im Endstadium tödlich verlaufen kann.

Ziel der Studie war es, zu klären, ob die TCM-Kräutermischung im Vergleich zu einem Placebo die klinischen Ergebnisse der HFrEF-Patienten verbessern kann. Qiliqiangxin ist ein Extrakt aus 11 Arzneipflanzen, darunter Ginseng, Eisenkraut und Zimt, die in In-vitro-Studien herzschützende Wirkungen (diuretisch, vasodilatatorisch und kardiotonisch) gezeigt haben. Seit 2004 ist das Präparat in China zur Behandlung von Herzinsuffizienz zugelassen und wird dort von Millionen Patienten verwendet.

Wie wurde die Wirkung von Qiliqiangxin bei Herzinsuffizienz getestet?

In der Studie wurden 3.110 Patienten mit Herzinsuffizienz und gut eingestellter Basistherapie (übliche Herzmedikamente) über einen Zeitraum von 18 Monaten beobachtet. Die Patienten erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder dreimal täglich vier Kapseln Qiliqiangxin oder ein Placebo zusätzlich zur Standardtherapie. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, wie oft Patienten aufgrund einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz erneut ins Krankenhaus mussten und wie viele im Studienzeitraum an Herz-Kreislauf-Erkrankungen verstarben. Der primäre Endpunkt war die Rehospitalisierung oder der kardiovaskuläre Tod.

Ergebnisse: Qiliqiangxin zeigt signifikante Vorteile bei Herzinsuffizienz

Qiliqiangxin senkte im Vergleich zur Placebogruppe das Risiko für herzinsuffizienzbedingte Krankenhausaufenthalte und kardiovaskuläre Todesfälle signifikant um etwa 20 % (HR 0,78; p < 0,001). Das Risiko für erneute Krankenhauseinweisungen sank um 24 % (p = 0,002), und das Risiko für kardiovaskuläre Todesfälle um 17 % (p = 0,045). Zudem verringerte sich ein Herzinsuffizienz-Marker (NT-proBNP) in der Qiliqiangxin-Gruppe signifikant stärker als in der Placebogruppe (p = 0,047). Diese Effekte waren unabhängig von anderen Faktoren wie Alter, Art der Standardtherapie und Ausgangswerten des NT-proBNP.

In Bezug auf Sicherheit und Verträglichkeit zeigte Qiliqiangxin ähnliche Ergebnisse wie das Placebo. Es gab keine signifikanten Unterschiede bei der Gesamtmortalität, keine vermehrten gastrointestinalen Beschwerden, keine Verschlechterung der Nierenfunktion und keinen Anstieg der Leberenzyme. Die Kräutermischung wurde gut vertragen, allerdings könnte die hohe Anzahl der täglich einzunehmenden Kapseln (3-mal täglich 4 Kapseln) die Therapietreue (Compliance) beeinträchtigen, also die Bereitschaft der Patienten, die Behandlung konsequent durchzuführen.

Fazit: Qiliqiangxin als Ergänzung zur modernen Herzinsuffizienztherapie

Die Kräutermischung Qiliqiangxin zeigte in dieser großen, randomisierten, placebokontrollierten Studie eine signifikante Wirkung bei Patienten mit einer speziellen Form der Herzinsuffizienz (HFrEF). Diese Ergebnisse liefern dem TCM-Arzneimittel, das in China bereits von Millionen Herzinsuffizienz-Patienten verwendet wird, eine wissenschaftlich fundierte Grundlage. Da die Behandlung gut verträglich war, könnte Qiliqiangxin auch bei uns eine sinnvolle Ergänzung zur Standardtherapie darstellen. Zukünftige Studien sollten die Wirkung von Qiliqiangxin in Kombination mit modernen Therapien wie SGLT2-Hemmern genauer untersuchen, da diese in der aktuellen Studie nur selten (<10 %) als Basistherapie eingesetzt wurden.

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Dr. Markus Numberger, promovierter Neurowissenschaftler und medizinischen Fachautor, spezialisiert auf molekulare Neurobiologie, Komplementär- und Integrativmedizin sowie medizinische Kommunikation. Dr. rer. nat. Markus Numberger
Mit einer beeindruckenden Laufbahn, die ihn unter anderem ins Labor des Medizin-Nobelpreisträgers Bert Sakmann führte, ist Dr. Markus Numberger ein herausragender Experte in molekularer Neurobiologie. Seine wissenschaftliche Neugier und sein tiefgründiges Fachwissen, ergänzt durch Forschungsaufenthalte in den USA und an der Charité Berlin, ermöglichen es ihm, die Komplexität der Komplementär- und Integrativmedizin verständlich zu vermitteln.
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