Ashwagandha: Alles über die Kraft der Schlafbeere und ihre medizinischen Wirkungen
Ashwagandha, auch als Schlafbeere bekannt, ist eine der bedeutendsten Heilpflanzen im Ayurveda und rückt zunehmend in den wissenschaftlichen Fokus. In diesem Artikel beleuchten wir die vielfältigen Anwendungen und gesundheitlichen Vorteile dieser Pflanze und werfen einen Blick auf die aktuelle Forschung.
Was ist Ashwagandha?
Ashwagandha (Withania somnifera), auch bekannt als Schlafbeere oder Indischer Ginseng, ist eine der ältesten und wichtigsten Heilpflanzen im Ayurveda, der traditionellen indischen Medizin. Ähnlich wie Ginseng in der chinesischen Medizin gilt Ashwagandha in Indien als universelles Heilmittel. Erste Hinweise auf die medizinische Anwendung dieser Pflanze finden sich bereits in ayurvedischen Texten aus dem 2. Jahrtausend v. Chr.
Der Name „Ashwagandha“ setzt sich aus den Sanskritwörtern „ashwa“ (Pferd) und „gandha“ (Geruch) zusammen, was auf den charakteristischen Geruch der frischen Wurzel hinweist. Traditionell werden in Asien und Afrika vor allem die Wurzeln und Blätter der Pflanze verwendet. Die Anwendungen reichen von der Beruhigung und Schlafförderung über die Stärkung des Nervensystems und der körperlichen Leistungsfähigkeit bis hin zur Behandlung sexueller Funktionsstörungen und zur Steigerung der allgemeinen Vitalität. Die Pflanze wird zudem als Aphrodisiakum (Mittel zur Steigerung der sexuellen Lust), Tonikum (Stärkungsmittel für die allgemeine Gesundheit) und Diuretikum (Mittel zur Förderung der Harnausscheidung) genutzt und zur Bekämpfung von Parasiten eingesetzt.1,2,3,4
Botanische Merkmale und Vorkommen von Withania somnifera
Withania somnifera ist ein immergrüner, trockenheitsresistenter Strauch aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), zu der auch Pflanzen wie Kartoffeln, Tomaten und Stechäpfel gehören. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 30 bis 150 cm und besitzt silbergraue Zweige sowie grüne, dicht behaarte Blätter. Die kleinen Blüten sind glockenförmig und grün, während die reifen Beeren eine orange bis rote Färbung haben. Traditionell werden alle Teile der Pflanze genutzt, wobei der Fokus meist auf den dicken, fleischigen Wurzeln liegt, die für ihren bitter-scharfen Geschmack und intensiven Geruch bekannt sind. Ashwagandha wächst in vielen Regionen Afrikas, Asiens und des Mittelmeerraums und wird in Indien als auch in anderen Teilen der Welt sowohl wild als auch kultiviert angebaut.3,4,5
Inhaltsstoffe von Ashwagandha
Die Wurzeln (Radix Withaniae) und Blätter von Ashwagandha werden getrocknet und gemahlen. Das daraus gewonnene Pulver kann direkt, als Tee oder als Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen werden, wobei häufig Wurzelextrakte bevorzugt werden. In der Wurzel von Ashwagandha wurden zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe nachgewiesen, die pharmakologisch interessante Eigenschaften aufweisen.
Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören Withanolide und Alkaloide. Withanolide sind natürlich vorkommende Steroidlactone, wobei besonders Withanolid D und Withaferin A von medizinischem Interesse sind. Zu den Alkaloiden zählen Verbindungen wie Witanin, Somniferin, Somnin, Tropin und Cholin. Zusätzlich enthält Ashwagandha Glykoside, Flavonoide wie Quercetin, steroidale Saponine, Coumarine, Sterole, Chlorogensäure, Harze, Lipide, Kohlenhydrate und Fettsäuren.1,2,3,4
Pharmakologische Wirkungen von Ashwagandha
Der genaue Wirkmechanismus von Ashwagandha ist bislang nicht vollständig geklärt. Es gibt Theorien, dass Withanolide in menschliche Hormone umgewandelt werden könnten6 oder dass Ashwagandha auf die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse einwirkt und so den Cortisolspiegel beeinflusst7. Diese Annahmen sind jedoch nicht ausreichend belegt.
Den wichtigsten Inhaltsstoffen wie Withanoliden, Alkaloiden und Glycosiden werden verschiedene pharmakologisch interessante Eigenschaften zugeschrieben, darunter:1,2,3,4
- Antioxidativ: Withanolide und andere Verbindungen wirken als starke Antioxidantien und fangen freie Radikale ab.
- Entzündungshemmend: Withanolide sollen entzündungshemmende Effekte haben und zur Immunmodulation beitragen.
- Anti-Stress, angstlösend und schlaffördernd: Glycowithanolide und Glycoside wirken angstlösend und sollen die Stressanpassung des Körpers verbessern („adaptogene“ Wirkung). Einige Studien zeigen, dass Ashwagandha die Einschlafzeit verkürzt und die Schlafqualität verbessert.
- Neuroprotektiv: In Laborstudien fördern Withanolide das Wachstum von Nervenzellen (Axonen und Dendriten) und unterstützen die Regeneration neuronaler Netzwerke.
- Kardioprotektiv: Ashwagandha soll das Herz-Kreislauf-System schützen und die Herzfunktion unterstützen.
- Antimikrobiell: Verschiedene Inhaltsstoffe in Ashwagandha wirken gegen Mikroorganismen und hemmen deren Wachstum. Auch antivirale Effekte werden diskutiert.
- Blutzuckerregulierend: Studien deuten darauf hin, dass Ashwagandha den Blutzuckerspiegel regulieren kann.
- Krebshemmend: In-vitro-Studien zeigen, dass Withanolide in Tumorzellen Apoptose (programmierten Zelltod) auslösen und deren Ausbreitung hemmen.
Den Inhaltsstoffen der Ashwagandha-Wurzel werden auch anti-arthritische (entzündungshemmend bei Gelenkerkrankungen wie Arthritis), anti-ischemische (schützend gegen Durchblutungsstörungen), antihypoxische (vor Sauerstoffmangel schützend), antispasmolytische (krampflösend) sowie leberschützende Eigenschaften zugeschrieben. Beachten Sie hierzu jedoch auch den Abschnitt zu den Nebenwirkungen.
Ashwagandha senkt Stress, verbessert den Schlaf und fördert das Wohlbefinden natürlich.
Gesundheitliche Vorteile von Ashwagandha: Studienbasierte Erkenntnisse
Es gibt zahlreiche Studien und Meta-Analysen, die sich mit den gesundheitlichen Wirkungen von Ashwagandha beschäftigen. In diesem Abschnitt stellen wir einige der wichtigsten Ergebnisse aus klinischen Studien am Menschen vor.
1. Ashwagandha gegen Stress und Angst
Mehrere klinische Studien zeigen, dass Ashwagandha-Extrakte helfen können, körperliche Symptome von Stress und Angst zu lindern und die Anpassungsfähigkeit des Körpers an Stress und Belastungen zu verbessern (adaptogene Wirkung). Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 untersuchte sieben Studien mit insgesamt etwa 500 Teilnehmern, die über einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen entweder Ashwagandha oder ein Placebo einnahmen. Die Ergebnisse zeigten, dass Ashwagandha im Vergleich zum Placebo den Stress- und Angstpegel signifikant senkte, die Schlafqualität verbesserte und den Cortisolspiegel reduzierte. Weitere kleinere Studien bestätigten diese positiven Effekte auf wahrgenommenen Stress, Angst und Depression.8,9,10
2. Ashwagandha und Schlaf
Die Forschung zu Ashwagandha und Schlaf ist weniger umfangreich, doch die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ashwagandha die Schlafqualität verbessern kann. In einer randomisierten, placebokontrollierten Studie mit 150 Teilnehmern, die an Schlafproblemen litten, zeigten diejenigen, die Ashwagandha-Extrakt einnahmen, deutlich größere Verbesserungen in Schlafqualität und -effizienz im Vergleich zur Placebogruppe. Ein systematischer Review aus dem Jahr 2021, der fünf indische Studien mit insgesamt etwa 400 Erwachsenen analysierte, bestätigte diese positiven Effekte von Ashwagandha auf den Schlaf.
Zusammenfassend legen die klinischen Studien nahe, dass der deutsche Name „Schlafbeere“ treffend ist: Ashwagandha kann Nervosität lindern sowie Stress und Angst reduzieren. Zudem verkürzt es die Einschlafzeit und verbessert die Schlafqualität. Die Ergebnisse variieren jedoch je nach Dosierung und Dauer der Anwendung, wobei höhere Dosen und längere Behandlungszeiträume tendenziell größere Vorteile bieten. Langzeitstudien mit größeren Teilnehmerzahlen sind jedoch erforderlich, um diese Ergebnisse weiter zu untermauern.10,11,12
3. Neuroprotektive Wirkungen von Ashwagandha
Die neuroprotektiven Wirkungen von Ashwagandha-Extrakten wurden bisher vorwiegend in In-vitro- und In-vivo-Studien untersucht, hauptsächlich an Tiermodellen von Alzheimer-, Parkinson- und Huntington-Krankheiten. Diese Untersuchungen zeigen einige biochemische Effekte, die potenziell medizinisch nützlich sein könnten, darunter:1,2
- Hemmung der Amyloid-beta-Aggregation und der Akkumulation von τ-Proteinen, was die Ablagerung von schädlichen Eiweißen im Gehirn verhindern könnte.
- Reduktion proinflammatorischer Zytokine wie TNF-α und IL-1β, also die Verringerung von Entzündungsprozessen im Körper.
- Verringerung der Lipidperoxidation, das heißt, Schutz der Zellen vor schädlichen Einflüssen durch freie Radikale.
- Erhöhung von Glutathion, Tyrosinhydroxylase, Superoxiddismutase und Katalase, also die Steigerung der körpereigenen Abwehrstoffe gegen oxidative Schäden.
- Normalisierung der Dopaminspiegel, was für eine stabile Stimmung und motorische Funktionen wichtig ist.
4. Wirkung von Ashwagandha auf Kognition und Gedächtnis
Mehrere Studien haben die Auswirkungen von Ashwagandha auf Kognition und Gedächtnis untersucht. In einer Studie mit 50 älteren Erwachsenen, die unter leichter kognitiver Beeinträchtigung litten, zeigte die Einnahme von Ashwagandha-Extrakt signifikante Verbesserungen in Gedächtnis, Aufmerksamkeit und der Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen.13
Zusammenfassend kommen D’Cruz und Andrade (2022) zu dem Schluss, dass vor allem präklinische Studien darauf hindeuten, dass Ashwagandha neuroprotektive und kognitionsfördernde Effekte haben könnte, insbesondere bei neuropsychiatrischen und neurodegenerativen Erkrankungen. Der potenzielle Nutzen könnte auf die Förderung von Neuroplastizität, antioxidative und entzündungshemmende Effekte sowie die Modulation von Neurotransmittern zurückzuführen sein. Allerdings sollten diese Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet werden, da es bisher an ausreichend aussagekräftigen, kontrollierten klinischen Studien fehlt.14
5. Einfluss von Ashwagandha auf Hormone und sexuelle Gesundheit
In einer Übersichtsarbeit von Wiciński et al. (2023) wurde die Wirkung von Ashwagandha-Wurzelextrakt auf das endokrine System und die Hormone untersucht.15 Die Analyse zeigte, dass Ashwagandha positive Effekte auf das endokrine System haben kann, darunter eine verbesserte Schilddrüsenfunktion, eine Normalisierung der Nebennierenaktivität und eine multidirektionalen Verbesserung der Funktion des Fortpflanzungssystems. Der Hauptwirkungsmechanismus könnte auf der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) beruhen, da bei Männern eine Senkung des Cortisolspiegels und eine Erhöhung von Hormonen wie dem luteinisierenden Hormon (LH) und dem follikelstimulierenden Hormon (FSH) beobachtet wurde.7 Dies könnte zu einer Stressreduktion und einer verbesserten Fruchtbarkeit führen.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Ashwagandha die Funktionen der Hypophyse moduliert, die Homöostase der Schilddrüse unterstützt, die Aktivität der Nebennieren reguliert und einen umfassenden Einfluss auf das Fortpflanzungssystem hat. Einige Studien haben die subjektive sexuelle Leistungsfähigkeit untersucht und berichten von Verbesserungen des sexuellen Verlangens, der Erregung, der Zufriedenheit und der allgemeinen Lebensqualität bei Frauen und Männern, die Ashwagandha-Präparate einnehmen. Diese Effekte werden größtenteils den stressmindernden Eigenschaften von Ashwagandha zugeschrieben. Obwohl weitere Studien erforderlich sind, um die exakten Auswirkungen auf das endokrine System abschließend zu belegen, sind die bisherigen Ergebnisse vielversprechend.
6. Ashwagandha und das Immunsystem
Ashwagandha zeigt in präklinischen Studien auch immunmodulierende Eigenschaften. So wurde eine erhöhte Aktivität von Makrophagen sowie eine gesteigerte Produktion von Zytokinen wie TNF-α, IL-1β und IL-6 beobachtet. Diese Effekte können entzündungshemmend wirken und die Immunantwort regulieren.16 In einer Studie an Mäusen führte Ashwagandha zudem zu einer Erhöhung der Leukozyten und einer gesteigerten Aktivität der Killerzellen.
Auch bei Menschen bestätigte eine kleine randomisierte Pilotstudie (n=24) diese immunmodulierenden Effekte. Teilnehmer, die Ashwagandha-Extrakt einnahmen, zeigten eine signifikant erhöhte Aktivität der Killerzellen sowie höhere Zytokinspiegel im Vergleich zur Placebogruppe.17
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ashwagandha ein vielversprechender Kandidat zur Unterstützung des Immunsystems und zur Modulation von Entzündungsprozessen sein könnte.2
7. Ashwagandha und die Krebsforschung
Ashwagandha-Extrakte, insbesondere die Wirkstoffe Withaferin A und Withanon, haben in verschiedenen vorklinischen Studien antikarzinogene Eigenschaften gezeigt. In vitro wurden antiproliferative Effekte, die Induktion von Apoptose (programmierter Zelltod) und antiangiogene Effekte (Hemmung der Gefäßbildung) beobachtet. In humanen Zelllinien von Brust- und Darmkrebszellen konnte durch Withaferin A eine Wachstumshemmung festgestellt werden, die sogar wirksamer war als das Chemotherapeutikum Doxorubicin.18 Auch bei anderen Tumorzellen wurden in weiteren In-vitro-Studien wachstumshemmende Effekte nachgewiesen. Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse sind weitere klinische Studien am Menschen nötig, um das volle Potenzial von Ashwagandha in der komplementären Onkologie zu bestätigen.1
8. Körperliche Leistungsfähigkeit durch Ashwagandha
Ashwagandha wird auch positive Effekte auf die körperliche Leistungsfähigkeit nachgesagt. Eine systematische Meta-Analyse von 12 Studien ergab, dass Ashwagandha im Vergleich zu einem Placebo die körperliche Leistungsfähigkeit steigern kann. Die analysierten Studien umfassten tägliche Dosierungen von 240 bis 1250 mg und liefen über unterschiedliche Zeiträume.
Die Auswertung von fünf randomisierten, kontrollierten Studien mit etwa 160 Teilnehmenden zeigte, dass Ashwagandha die VO2max (die maximale Sauerstoffaufnahme und ein Indikator für die Ausdauerleistung) erhöhen kann – insbesondere bei Sportlern war der Effekt größer als bei Untrainierten.19
Bonilla und Kollegen (2021) bewerteten die Ergebnisse als klinisch relevant, weisen jedoch auf den Bedarf weiterer Forschung hin. Das Autorenteam kommt zu dem Schluss, dass Ashwagandha bei gesunden Männern und Frauen die Muskelkraft, kardiorespiratorische Fitness und Erholung verbessert und die Wahrscheinlichkeit für einen positiven Effekt auf die körperliche Leistungsfähigkeit mit über 95 % sehr hoch ist.20
Sicherheit und Nebenwirkungen von Ashwagandha
Wie bei pflanzlichen Präparaten üblich, können Zusammensetzung und Konzentration der Wirkstoffe in Ashwagandha je nach verwendetem Pflanzenteil (Wurzel oder Blätter), Anbaugebiet und Erntezeitpunkt stark variieren. Diese natürlichen Schwankungen können die therapeutischen Eigenschaften der Produkte beeinflussen. Zwar werden standardisierte Extrakte eingesetzt, um diese Variationen zu minimieren, doch auch diese unterliegen Unterschieden in der Extraktionsmethode und im Herstellungsprozess, was die Vergleichbarkeit und Bewertung der Präparate erschwert.
Auch die Bioverfügbarkeit, also wie gut die Wirkstoffe vom Körper aufgenommen und verwertet werden, kann bei verschiedenen Ashwagandha-Präparaten unterschiedlich sein. Im Körper können die Phytochemikalien an vielen verschiedenen Zielorten wirken und komplexe Wechselwirkungen mit körpereigenen oder körperfremden Substanzen (wie Medikamenten) eingehen. Bei Unsicherheiten oder individuellen Fragen zu Dosierung und Wechselwirkungen ist es ratsam einen Experten aufzusuchen, um eine fundierte Beratung zu erhalten.
Toxikologische Untersuchungen
Umfassende toxikologische Untersuchungen zur Sicherheit von Ashwagandha fehlen bisher. In einer Studie an Ratten wurde jedoch nach einer Verabreichung von bis zu 2000 mg/kg Extrakt über einen Zeitraum von 8 Monaten keine toxische Wirkung festgestellt.4 Andere Studien an Mäusen und Ratten ergaben eine LD50 (letale Dosis) von 1260 mg/kg für alkoholische Wurzelextrakte. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Ashwagandha auch in hohen Dosierungen sicher ist.3
Nebenwirkungen
In den bisher durchgeführten Studien wurde Ashwagandha bis zu 3 Monate lang gut vertragen. Gelegentlich traten leichte Nebenwirkungen wie Magenverstimmungen, Übelkeit und Schläfrigkeit auf. Allerdings wurde in einzelnen Fällen über Leberschäden berichtet. In der WHO-Datenbank VigiBase sind aktuell (Stand: Juli 2024) 14 Verdachtsfälle von leberbedingten Vorfällen gelistet. Die Symptome traten in der Regel 3 bis 10 Monate nach Beginn der Einnahme auf und beinhalteten Gelbsucht, Übelkeit, Juckreiz, Bauchschmerzen sowie Hepatitis. In den meisten Fällen besserte sich der Zustand nach Absetzen des Präparats innerhalb von zwei bis drei Monaten.21
Wechselwirkungen und Gegenanzeigen
Ashwagandha kann die Funktion der Schilddrüse beeinflussen und sollte bei Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion nur mit Vorsicht angewendet werden. Außerdem kann es Wechselwirkungen mit Medikamenten wie Antidiabetika, blutdrucksenkenden Mitteln und Beruhigungsmitteln geben. Menschen, die immunsuppressive Medikamente einnehmen oder an einer Autoimmunerkrankung leiden, sollten ebenfalls vorsichtig sein. Schwangeren und stillenden Frauen wird von der Einnahme abgeraten, da hohe Dosen möglicherweise zu Fehlgeburten führen können.10
Fazit: Ashwagandha – Eine vielseitige Heilpflanze mit großem Potenzial
Ashwagandha, auch bekannt als Schlafbeere oder Indischer Ginseng, ist eine der wichtigsten Heilpflanzen im Ayurveda, die seit Jahrhunderten zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden eingesetzt wird. Sie enthält zahlreiche bioaktive Verbindungen, die antioxidative, entzündungshemmende und stressreduzierende Eigenschaften haben.
Studien zeigen, dass Ashwagandha vielversprechende Wirkungen auf die Verringerung von Stress und Angst, die Verbesserung der Schlafqualität und die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit haben kann. Es wird gut vertragen, wenn es über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten eingenommen wird. Allerdings sollten Schwangere, Stillende und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Schilddrüsenproblemen vorsichtig sein. In seltenen Fällen können auch Leberprobleme auftreten.
Insgesamt hat Ashwagandha großes Potenzial, sowohl in der traditionellen Medizin als auch in der modernen Gesundheitsförderung eine Rolle zu spielen, und wird als natürliche Unterstützung zur Verbesserung von Wohlbefinden und Vitalität geschätzt.
- Gaurav H, Yadav D, Maurya A, et al. Biodiversity, Biochemical Profiling, and Pharmaco-Commercial Applications of Withania somnifera: A Review. Molecules. 2023;28(3):1208.
- Mikulska P, Malinowska M, Ignacyk M, et al. Ashwagandha (Withania somnifera)—Current Research on the Health-Promoting Activities: A Narrative Review. Pharmaceutics. 2023;15(4):1057.
- Afewerky HK, Ayodeji AE, Tiamiyu BB, et al. Critical review of the Withania somnifera (L.) Dunal: ethnobotany, pharmacological efficacy, and commercialization significance in Africa. Bulletin of the National Research Centre. 2021;45(1):176.
- Paul S, Chakraborty S, Anand U, et al. Withania somnifera (L.) Dunal (Ashwagandha): A comprehensive review on ethnopharmacology, pharmacotherapeutics, biomedicinal and toxicological aspects. Biomedicine & Pharmacotherapy. 2021;143:112175.
- Wikipedia. Schlafbeere. Abgerufen am 22.07.2024.
- Bundesinstitut für Risikobewertung. Risikobewertung von Pflanzen und pflanzlichen Zubereitungen. Online veröffentlicht im December 2013.
- Lopresti AL, Smith SJ, Drummond PD. Modulation of the hypothalamic–pituitary–adrenal (HPA) axis by plants and phytonutrients: a systematic review of human trials. Nutritional Neuroscience. 2022;25(8):1704-1730.
- Gopukumar K, Thanawala S, Somepalli V, Rao TSS, Thamatam VB, Chauhan S. Efficacy and Safety of Ashwagandha Root Extract on Cognitive Functions in Healthy, Stressed Adults: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Study. Hughes C, ed. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine. 2021;2021:1-10.
- Lopresti AL, Smith SJ. Ashwagandha (Withania somnifera) for the treatment and enhancement of mental and physical conditions: A systematic review of human trials. Journal of Herbal Medicine. 2021;28:100434.
- NIH. Ashwagandha: Is it helpful for stress, anxiety, or sleep? Fact Sheet for Health Professionals. Abgerufen am 22.07.2024.
- Deshpande A, Irani N, Balkrishnan R, Benny IR. A randomized, double blind, placebo controlled study to evaluate the effects of ashwagandha (Withania somnifera) extract on sleep quality in healthy adults. Sleep Medicine. 2020;72:28-36.
- Cheah KL, Norhayati MN, Husniati Yaacob L, Abdul Rahman R. Effect of Ashwagandha (Withania somnifera) extract on sleep: A systematic review and meta-analysis. Agbor G, ed. PLOS ONE. 2021;16(9):e0257843.
- Choudhary D, Bhattacharyya S, Bose S. Efficacy and Safety of Ashwagandha ( Withania somnifera (L.) Dunal ) Root Extract in Improving Memory and Cognitive Functions. Journal of Dietary Supplements. 2017;14(6):599-612.
- D’Cruz M, Andrade C. Potential clinical applications of Ashwagandha ( Withania somnifera ) in medicine and neuropsychiatry. Expert Review of Clinical Pharmacology. 2022;15(9):1067-1080.
- Wiciński M, Fajkiel-Madajczyk A, Kurant Z, et al. Can Ashwagandha Benefit the Endocrine System?—A Review. International Journal of Molecular Sciences. 2023;24(22):16513.
- Gupta M, Kaur G. Withania somnifera as a Potential Anxiolytic and Anti-inflammatory Candidate Against Systemic Lipopolysaccharide-Induced Neuroinflammation. NeuroMolecular Medicine. 2018;20(3):343-362.
- Tharakan A, Shukla H, Benny IR, Tharakan M, George L, Koshy S. Immunomodulatory Effect of Withania somnifera (Ashwagandha) Extract—A Randomized, Double-Blind, Placebo Controlled Trial with an Open Label Extension on Healthy Participants. Journal of Clinical Medicine. 2021;10(16):3644.
- Jayaprakasam B, Zhang Y, Seeram NP, Nair MG. Growth inhibition of human tumor cell lines by withanolides from Withania somnifera leaves. Life Sciences. 2003;74(1):125-132.
- Pérez-Gómez J, Villafaina S, Adsuar JC, Merellano-Navarro E, Collado-Mateo D. Effects of Ashwagandha (Withania somnifera) on VO2max: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients. 2020;12(4):1119.
- Bonilla DA, Moreno Y, Gho C, Petro JL, Odriozola-Martínez A, Kreider RB. Effects of Ashwagandha (Withania somnifera) on Physical Performance: Systematic Review and Bayesian Meta-Analysis. Journal of Functional Morphology and Kinesiology. 2021;6(1):20.
- arznei-telegramm. Leberschäden durch Nahrungsergänzungsmittel mit Ashwangandha. Veröffentlicht am 20.19.2023. Abgerufen am 22.07.2024.
Gut zu wissen
Fragen und Antworten
Ashwagandha wird in verschiedenen Formen konsumiert, darunter als pulverisierte Wurzel oder Wurzelextrakt. Es wird oft in Tee gemischt, in Smoothies oder Müslis eingerührt oder in Kapselform eingenommen. Diese Flexibilität ermöglicht eine einfache Integration in den Alltag, je nach individuellen Vorlieben.
In Europa wird Ashwagandha hauptsächlich als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Da es keine von der Europäischen Kommission zugelassenen „Health Claims“ für Ashwagandha gibt, dürfen Hersteller keine spezifischen gesundheitlichen Versprechen zu Ashwagandha machen. Oft werden Ashwagandha-Produkte daher mit anderen Substanzen kombiniert, die zugelassene „Health Claims“ besitzen, um eine wirksame Vermarktung zu ermöglichen. Zum Beispiel könnten Vitamine oder Mineralstoffe hinzugefügt werden, um die Verpackung mit erlaubten gesundheitsbezogenen Angaben zu versehen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Ashwagandha unwirksam ist. Studien weisen auf potenzielle positive Effekte hin, doch diese dürfen in der EU erst beworben werden, wenn sie von den entsprechenden Behörden geprüft und zugelassen wurden.
Obwohl vielversprechende Forschungsergebnisse zu Ashwagandha vorliegen, wurden viele Studien im Kontext traditioneller Medizinsysteme durchgeführt, sodass größere, standardisierte klinische Studien erforderlich sind, um die potenziellen Wirkungen und Risiken umfassend und abschließend zu bewerten.