Bluthochdruck natürlich bekämpfen: Integrative Ansätze in der Hypertonie-Behandlung

Bluthochdruck, oder Hypertonie, wird oft als ’stiller Killer‘ bezeichnet, da er maßgeblich das Risiko für Schlaganfälle erhöht und Herz, Nieren sowie Augen schädigen kann. Obwohl nahezu ein Drittel der deutschen Bevölkerung davon betroffen ist, wird die Erkrankung häufig nicht diagnostiziert. Eine Kombination aus klassischen Behandlungsmethoden und komplementären Therapieansätzen bietet neue Perspektiven, um die Behandlungseffizienz zu steigern. Dieser Artikel wirft ein Licht auf integrative Behandlungsstrategien, die darauf abzielen, die Kontrolle über die Hypertonie zu verbessern und somit die Gesundheitsprognose für Betroffene zu optimieren.

Eine Krankenschwester misst den Blutdruck eines Patienten unter der Aufsicht eines Arztes. Der Artikel beleuchtet integrative Ansätze zur natürlichen Bekämpfung von Bluthochdruck, kombiniert klassische und alternative Therapieansätze zur Optimierung der Gesundheitsprognose.

Die Kontrolle des Blutdrucks ist ein entscheidender Schritt im Management von Hypertonie. Dieser Artikel zeigt wie integrative Ansätze helfen können Bluthochdruck natürlich zu bekämpfen. Foto: Shutterstock

Ab wann liegt Bluthochdruck vor?

Der gesunde, normale Blutdruck zeichnet sich durch eine gewisse Dynamik aus und unterliegt im Laufe des Tages einigen Schwankungen. Logisch, dass er bei körperlicher Anstrengung steigt, weil die Muskeln einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, der über das Blut gedeckt werden muss. Auch Kälte und Hitze oder Wut und Ärger nehmen Einfluss auf das austarierte System. Gleichwohl gilt ein Mittelwert von 120/80 mmHG bis 120-129/80-84 mmHG als normal. Bluthochdruck beginnt ab 140/90 mmHG. Wird dieser Wert an zwei Tagen in einer Woche in der Sprechstunde des Arztes erreicht, besteht Handlungsbedarf. Gleiches gilt, wenn die Selbstmessung zuhause an sieben Tage der Woche Werte über 135/85 mmHg ergibt.

Je länger die Blutgefäße einen erhöhten Druck aushalten müssen und je ausgeprägter der Bluthochdruck ist, desto früher und nachhaltiger werden Organe geschädigt. Es empfiehlt sich daher, ab spätestens 40 Jahren regelmäßig den Blutdruck messen zu lassen.

Der Bluthochdruck selbst wird noch in verschiedene Schweregrade eingeteilt:1

  • Grad 1: 140-159/90-99 mmHG
  • Grad 2: 160-179/100-109 mmHG
  • Grad 3: >180/>110 mmHG

Warum ist ein hoher Blutdruck gefährlich?

Wie bereits erwähnt, zählt der Bluthochdruck zu den heimtückischsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Hypertonie schädigt die kleinen und großen Blutgefäße. Entzündungen und Ablagerungen begünstigen eine Verhärtung der Arterien (Arteriosklerose) und die Bildung von Blutgerinnseln. Unter dem permanenten „Überdruck“ leiden besonders Organe wie das Herz, die Nieren und die Augen. Bluthochdruck begünstigt die koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Herzschwäche ebenso wie Herzrhythmusstörungen. Ferner kann Bluthochdruck zum Nierenversagen führen und eine hypertensive Retinopathie verursachen, die die Sehkraft erheblich beeinträchtigt.

Die Auswirkungen von Hypertonie können gravierend sein, von akuten, lebensbedrohlichen Zuständen wie Gehirnblutungen bis hin zu einer schrittweisen Verringerung der Lebenserwartung, begleitet von schwerwiegenden Symptomen wie ausgeprägten Durchblutungsstörungen in den Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit, PAVK).2

Da der Bluthochdruck selbst über eine lange Zeit keine oder nur geringe Missempfindungen verursacht, machen sich auch die schwerwiegenden Folgeerkrankungen erst nach rund zehn Jahren bemerkbar. Inwieweit diese die konkrete Lebenserwartung verkürzen, hängt im Einzelfall von der Schwere der Hypertonie und dem Alter der Betroffenen bei Erkrankungsbeginn ab.

Was sind die Ursachen für Bluthochdruck?

Bei mehr als 95 Prozent aller Patienten mit Bluthochdruck kann keine andere Erkrankung als Verursacher aufgespürt werden, es handelt sich medizinisch um eine primäre arterielle Hypertonie. Wodurch der Bluthochdruck explizit und final entsteht, ist noch nicht geklärt. Anders sieht es hingegen mit den Risikofaktoren aus, die Hypertonie begünstigen.

Keinen Einfluss können Patienten auf die beiden ersten Kriterien nehmen, die den Weg für Bluthochdruck ebnen. Neben einer familiären Neigung zu Hypertonie, sprich: einer erblichen Veranlagung, spielt das Alter eine maßgebliche Rolle: Die Wahrscheinlichkeit, an Bluthochdruck zu erkranken, nimmt bei Männern ab dem 55. Geburtstag und bei Frauen etwa ab dem 50. Lebensjahr deutlich zu. Solide Schätzungen gehen davon aus, dass die Hälfte aller über 60-Jährigen chronisch erhöhte Blutdruckwerte hat.3

Zu den beeinflussbaren Faktoren, die die Ausbildung einer primären Hypertonie fördern, zählen die folgenden:

  • Übergewicht,
  • Bewegungsmangel,
  • hoher Alkoholkonsum,
  • erhöhter Salzkonsum,
  • eine ungesunde Ernährung,
  • Rauchen,
  • Stress,
  • bestimmte Medikamente, insbesondere Schmerz- und Rheumamittel.

Die primäre Hypertonie findet sich nicht selten im Schulterschluss mit Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten und Typ-2-Diabetes. Tritt dieses Trio zusammen mit Bluthochdruck in Erscheinung, so sprechen Mediziner vom Metabolischen Syndrom.4

Bei einer sekundären Hypertonie liegen die Ursachen für den erhöhten Blutdruck hingegen in einer anderen Erkrankung. Nicht selten handelt es sich um Nierenerkrankungen, Gefäßerkrankungen oder Stoffwechselstörungen. Zu den maßgeblichen Vorerkrankungen gehören:

  • Verengungen der Nierenarterien,
  • erhöhte Hormonproduktion bei Tumoren (Aldosteron, Glukokortikoide),
  • Störungen des Hormonhaushalts bei Schilddrüsenerkrankungen,
  • Schlafapnoe (nächtliche Atemaussetzer).

Bluthochdruck: Symptome und Diagnose

Da die meisten Bluthochdruck-Betroffenen kaum über eindeutige Symptome klagen, bleibt die Hypertonie, wie erwähnt, oft lange Zeit unentdeckt. Die folgend genannten (möglichen) Beschwerden sollten daher umso ernster genommen werden:

  • Schlafstörungen,
  • Kopfschmerzen,
  • Schwindelgefühl,
  • Nervosität,
  • Kurzatmigkeit,
  • Ohrensausen,
  • Nasenbluten.

Es versteht sich von selbst, dass die wichtigste Untersuchung, um Bluthochdruck feststellen zu können, die Blutdruckmessung ist. Da der Blutdruck jedoch im Verlaufe eines Tages in nicht unerheblichem Maße schwanken kann, sind zwingend mehrere Messungen oder/und Langzeitmessungen über 24 Stunden erforderlich.

Bei eindeutiger Bluthochdruck-Diagnose sollte unbedingt nach bereits existenten Folgeerkrankungen gesucht werden, da die Hypertonie ja bereits längere Zeit bestehen kann. Labor- und Urinuntersuchungen (Blutzucker, Blutfette, Nierenwerte) sowie Ultraschalluntersuchungen des Herzens und der Gefäße, CT und MRT liefern nicht nur Rückschlüsse auf bereits existente Schäden, sondern auch auf eventuell verursachende Erkrankungen.4

Bluthochdruck senken: Wie kann das klappen?

Fundament einer jeden Bluthochdruck-Therapie müsste zwingend zunächst eine Änderung der Lebensweise sein: Überflüssige Kilos loswerden, das Rauchen aufgegeben, auf eine gesunde, ausgewogene und noch dazu salzarme Ernährung umstellen, konsequente Bewegung in den Alltag einbauen und als Belohnung auf Alkohol verzichten. Den wenigsten Patienten gelingt es, das eigentlich Nötige unmittelbar in die Praxis umzusetzen – auch, weil der „Leidensdruck“ oft fehlt und sie gar nicht so recht wissen, wo sie anfangen sollen. Hier bieten sich viele Ansatzpunkte für komplementär- und alternativmedizinische Therapien, die den Menschen ganzheitlicher betrachten – und ihn deshalb auch nicht „überfordern“.

Die Schulmedizin konzentriert sich bei der Bluthochdruck-Behandlung bevorzugt auf die Verordnung von Medikamenten. Ab Werten von 140/90 mmHG wird die Einnahme von Blutdrucksenkern (Antihypertensiva) empfohlen. Dabei werden unterschiedliche Wirkstoffe häufig kombiniert, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Einige Kombinationen gibt es bereits als fertige Pille, die sich als wirksamer erwiesen hat als die Gabe von Einzelwirkstoffen.5

Antihypertonika im Überblick:

  • ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker: ACE-Hemmer (Angiotensin Converting Enzyme) blockieren die Verfügbarkeit des Hormons Angiotensin II, das die Blutgefäße normalerweise verengt. Nebenwirkungen: Reizhusten sowie der Anstieg des Kaliumspiegels. Angiotensin-Rezeptorblocker wirken ähnlich, sie unterbinden allerdings nicht die Hormonproduktion als solche, sondern „verschließen“ die Eintrittstür, den Rezeptor, auf der Zelloberfläche.
  • Kalzium-Antagonisten/Kalziumkanal-Blocker: Kalzium sorgt in den Muskelzellen der Gefäßwände dafür, dass sich diese zusammenziehen. Der Durchmesser verringert sich dadurch und der Blutdruck steigt. Von Proteinen geschaffene Kanäle dienen dem Mineralstoff als Einlassschleuse. Kalziumkanal-Blocker verhindern diesen Einlass, mit der Folge, dass die Gefäße weit bleiben und der Blutdruck sinkt. Häufig verordnet werden Amlodipin und Lercanidipin.
  • Diuretika: Die landläufig oft auch als „Wassertabletten“ bezeichneten Substanzen dieser Kategorie begünstigen die vermehrte Ausscheidung von Salz. Der erhöhte Salzgehalt im Urin animiert die Nieren, dem Organismus Wasser zu entziehen. So reduziert sich das Blutvolumen und der Blutdruck fällt. Sie eignen sich bevorzugt für die Therapie von Bluthochdruck, der durch zu viel Salz bedingt ist. Diuretika senken den Kaliumspiegel des Blutes und können daher Herzrhythmusstörungen Vorschub leisten. Deshalb werden sie oft mit ACE-Hemmern (kaliumsteigernd) kombiniert.
  • Betablocker, Alpha-2-Agonisten und Alpha-Blocker: Alle drei werden nur noch bei Patienten mit zusätzlichen Erkrankungen eingesetzt. Betablocker dämpfen die Stresshormone Adrenalin sowie Noradrenalin, reduzieren so den Herzschlag und in den Nieren die Renin-Produktion und damit die Herstellung des gefäßverengenden Angiotensin II. Alpha-2-Agonisten hemmen im Gehirn das Stresssystem – und machen daher oft müde. Alpha-Blocker beeinträchtigen ebenfalls die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin, wirken allerdings unmittelbar an den Gefäßwänden. Die Gefäße erweitern sich, der Blutdruck sinkt. Der lange Zeit favorisierte Wirkstoff Doxazosin wird in Deutschland nur noch gelegentlich bei Bluthochdruck verordnet, nachdem unter der Behandlung gehäuft Herzschwäche beobachtet wurde.5

Komplementäre Therapieansätze bei Bluthochdruck

Viele Patienten trifft die Diagnose Bluthochdruck recht unvermittelt. Insgeheim mussten sie sich vielleicht eingestehen, dass ihre alltäglichen Gewohnheiten und kleinen „Sünden“ nicht unbedingt ein mustergültiges Beispiel für einen gesunden Lebensstil sind, auch, dass ein paar Kilos weniger, sicherlich nicht schlecht wären – aber, dass sie nun ernsthaft krank sind, realisieren nicht unbedingt alle. Insofern ist es kaum verwunderlich, dass viele Patienten mit der eigentlich nötigen, radikalen Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten schlicht überfordert sind. Zum einen, weil sie von ihrem Arzt kaum Hilfestellung erhalten, wie das alles praktisch aussehen soll, zum anderen aber sicherlich auch, weil aktuell (noch) keine oder nur marginale Beschwerden, Schmerzen gar, an den heimtückischen Bluthochdruck erinnern. Mit ihrer ganzheitlichen Sichtweise des Menschen können komplementär- und alternativmedizinische Therapien hier eine Lücke füllen, die die klassische Hypertonie-Behandlung offen lässt, respektive mit dem Rezeptblock schließt.

1. Entspannungstherapien

Dauer-Bluthochdruck ist nicht selten die Folge eines stressigen Alltags, der das autonome Nervensystem regelrecht aufpeitscht. Die beiden Hauptakteure Sympathikus – aktiv, energisch, bisweilen aufbrausend – und Parasympathikus – ruhig, ausgleichend, entspannend – arbeiten nicht mehr gut im Team zusammen, weil die Balance zwischen beiden aus dem Takt geraten ist. Mit Meditation, Yoga und speziellen Atemtechniken lässt sich dieses Gleichgewicht wieder herstellen. Durch Achtsamkeit („mindfulness“) kann zudem nicht nur das Bewusstsein für eigene Gedanken und körperliche Empfindungen geschärft, sondern der Blick (behutsam) auch auf Dinge gelenkt werden, die den Bluthochdruck beeinflussen, also beispielsweise Ernährung oder körperliche Aktivitäten.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang ein speziell auf Patienten mit Bluthochdruck zugeschnittenes Achtsamkeitsprogramm, das in einer randomisierten Studie ein erstaunliches Ergebnis erzielte: Bereits nach sechs Monaten war der systolische Wert bei den Probanden um 5,9 mmHG gesunken. Weitere Analysen sollen nun klären, welche Aktionen der Achtsamkeitsgruppe konkret zu der Blutdrucksenkung geführt haben.6

Während mehrere Studien bereits eine „signifikante“ Reduktion des systolischen und diastolischen Blutdrucks durch Yogaübungen konstatierten, kommt eine Anschlussstudie gar zu dem Schluss, dass Yoga bei Bluthochdruck nicht durch die Yogahaltungen selbst, sondern besonders durch die Atem- und Meditationstechniken positive, blutdrucksenkende Effekte zeitigt. In beiden Fällen darf die Steigerung der parasympathischen Aktivität bei gleichzeitiger Reduzierung der sympathischen Aktivität gleichwohl als maßgeblicher Mechanismus für die therapeutische Wirkung auf den Bluthochdruck gewertet werden.7

2. Ernährung bei Bluthochdruck

Der Bluthochdruck zählt nicht von ungefähr zu den Zivilisationskrankheiten. In vielen Fällen ist er direkte Konsequenz von zu reichlichem und zu häufigem Essen und fehlender oder mangelnder Bewegung. Die überschüssigen Kalorien aus der Nahrung werden in Form von Fettpolstern eingelagert und erhöhen als Übergewicht die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Eine individuell ausgerichtete Ernährungstherapie kann Hypertonie-Patienten gleich doppelt helfen: Abnehmen ist für den gesamten Organismus gut und senkt gleichzeitig den Blutdruck. Als Faustformel gilt: Zehn Kilo Gewichtsverlust stehen für einen um 12/8 mmHg abgesenkten Blutdruck.4

Grundsätzlich hat sich die sogenannte Mittelmeerküche als ideal bei Bluthochdruck erwiesen. Viel Gemüse, Fisch und Obst, kombiniert mit guten, pflanzlichen Ölen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit – als gleichsam natürliche Blutdrucksenker gelten: Knoblauch und Olivenöl, Grünkohl, Feldsalat und Meerrettich, Rote Beete, Spinat, Spargel und weiße Bohnen sowie Erbsen, außerdem Rhabarber und Aprikosen sowie Walnüsse, Pistazien, Tomatenmark und Kokosmilch.

Stichwort: Salz. Rund 50 Prozent aller Bluthochdruck-Patienten sind salzsensitiv. Durch die tägliche Einsparung von fünf Gramm – das entspricht einem gestrichenen Teelöffel – lässt sich der systolische Blutdruck um 6 bis 8 mmHG und der diastolische um rund 3 mmHG reduzieren. Kräuter liefern adäquaten (unschädlichen) Würzersatz.5

Weißdorn wirkt entzündungshemmend, antioxidativ, gefäßerweiternd und blutverdünnend.

3. Phytotherapie: Heilkräuter gegen Hypertonie

Eine ganze Reihe von Heilpflanzen bieten sich zur ganzheitlichen Therapie bei Bluthochdruck an. Sie können in Form von Pulver, Extrakten oder als Tee eingenommen werden. Die individuelle Abstimmung sollte gleichwohl dem naturheilkundlich versierten Arzt vorbehalten bleiben.

Weißdorn

Weißdorn gilt seit Jahrhunderten als bewährtes Heilmittel zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems. Er wirkt entzündungshemmend, antioxidativ, gefäßerweiternd und blutverdünnend. Gleich mehrere Studien konnten eine deutliche Senkung des systolischen Wertes bei Patienten nachweisen, die vier Monate lang 1.000 bis 1.200 mg Weißdornextrakt zu sich nahmen.8,9

Leinsamen

Die kleinen goldfarbenen Samen haben sich als „Allzweckwaffe“ gegen das unheilvolle Quartett des metabolischen Syndroms (Übergewicht, Diabetes-Typ-2, zu hohe Cholesterinwerte plus Bluthochdruck) bewährt. Kanadische Forscher wiesen bei dauerhafter Einnahme von Leinsamen (30 Gramm, gemahlen verzehrt) eine Reduzierung des systolischen Wertes um rund 10 mmHg und des diastolischen Wertes um 7 mmHg nach. Der Effekt rührt unter anderem daher, dass Leinsamen ein ausgezeichneter Lieferant der Alpha-Linolensäure ALA ist. Ein hoher ALA-Spiegel im Blut wirkt sich dämpfend auf Bluthochdruck aus.10

Kardamom

Eher als Gewürz denn als Heilmittel bekannt, entfaltet der grüne Kardamom bei Bluthochdruck-Patienten messbare positive Effekte. Eine indische Studie konnte deutliche Absenkungen des Blutdrucks bei Studienteilnehmern konstatieren, die 12 Wochen lang täglich drei Gramm Kardamom, verteilt auf zwei Einzeldosen, zu sich nahmen. Gleichzeitig kletterte das körpereigene Antioxidantienpotential um 70 Prozent – was einer nachhaltigen Stärkung der Abwehrkräfte zuträglich ist.11

Kokoswasser

Das Wasser junger Kokosnüsse enthält unter anderem Vanillinsäure und Ferulasäure sowie Polyphenole, die im Kombipack nicht nur den Blutzucker, sondern auch den Blutdruck senken können. Indische Wissenschaftler beobachteten bereits nach zweiwöchigem, regelmäßigen Konsum von Kokoswasser bei 70 Prozent der Probanden eine Senkung der Blutdruckwerte um bis zu 6 mmHg. Kokoswasser gibt es heute bereits fertig im Tetrapack zu kaufen.12

Knoblauch

Knoblauch liefert viel Allicin, das blutverdünnend und lipidsenkend wirkt und insgesamt die Fließfähigkeit des Blutes verbessert. Die „tolle Knolle“ mit dem gewöhnungsbedürftigen Geruch hilft bei Bluthochdruck augenfällig. Mehrere Studien konstatieren eine deutliche Senkung der Blutdruckwerte nach bereits zweimonatiger Einnahme. Eine Studie von 2013, bei der Präparate aus fermentiertem, schwarzen Knoblauch eingesetzt wurden, erzielte eine Reduzierung der systolischen Werte um durchschnittlich 11 mmHG und der diastolischen um 8 mmHG.13

Hibiskusblüten

Ein fruchtiger Tee aus Hibiskusblüten kann nicht nur als köstliche Erfrischung dienen, die enthaltenen Polyphenole und Polysaccharide, Anthocyane und organischen Säuren helfen auch den Bluthochdruck zu verringern. Eine englische Studien-Review lieferte recht überzeugende Resultate: Bei täglichem Genuss reduzierten sich die Blutdruckwerte um durchschnittlich 7.6 mmHG (systolisch) und 3,5 mmHG (diastolisch).14

Erfahren Sie mehr über die Bedeutung und Wirksamkeit der Phytotherapie in unserem detaillierten Beitrag zu diesem Thema: Grüne Apotheke: Die Rolle der Phytotherapie in der modernen Medizin.

4. Bewegungstherapie

Sport und Alltagsbewegung halten die Gefäße elastisch und geschmeidig und bauen außerdem überschüssige Stresshormone ab. Die Schulmedizin rät bei Bluthochdruck bevorzugt zu Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen und Radfahren. Erfahrungsgemäß belassen es viele Patienten, die bis dato ein recht bewegungsarmes Leben geführt haben, häufig bei dem wohlmeinenden Ratschlag des Arztes. In solchen Fällen muss es naturheilkundlich engagierten Medizinern gelingen, Anreize zu vermitteln, die die Betroffenen animieren, konkret aktiv zu werden. Ob dabei die Anmeldung zu einem Tanzkurs oder morgendliches Walking herauskommt, der Testmonat für Krafttraining oder der Entschluss, künftig mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, ist prinzipiell egal. Hauptsache, es kommt Bewegung in den Körper.

Fazit

Bluthochdruck hat inzwischen den Status einer Volkskrankheit erreicht. Nahezu die Hälfte aller über 60-Jährigen lebt mit zu hohen Werten – und einem deutlich größeren Risiko für Schlaganfall, koronare Herzkrankheit und Herzschwäche, Nierenerkrankungen und schwerwiegenden Durchblutungsstörungen. Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigen die Hypertonie überdies bei zunehmend jüngeren Menschen. Eine besondere Heimtücke der Erkrankung liegt in dem Umstand, dass sie oft jahrelang keine Beschwerden verursacht und daher unentdeckt bleibt. Die Behandlung des Bluthochdrucks erfordert nahezu immer eine Änderung der Lebensweise. Hier können komplementär- und alternativmedizinische Therapien wertvolle Schützenhilfe geben. Inwieweit Phytotherapeutika und andere naturheilkundliche Anwendungen die medikamentöse Behandlung der Schulmedizin ergänzen oder gar ersetzen können, muss im jeweiligen Einzelfall entschieden werden.

Quellen anzeigen
  1. Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Deutsche Herzstiftung. Was ist Bluthochdruck? Abgerufen am 13.-28.02.2024.
  2. Basile J, Bloch MJ. Overview of hypertension in adults. Abgerufen am 13.-28.02.2024.
  3. NCD Risk Factor Collaboration (NCD-RisC). Worldwide trends in hypertension prevalence and progress in treatment and control from 1990 to 2019: a pooled analysis of 1201 population-representative studies with 104 million participants. Lancet. 2021 Sep 11;398(10304):957-980.
  4. Prof. Dr. med. Philipp Stawowy, Deutsches Herzzentrum der Charité, Berlin. Hypertonie (Bluthochdruck) – Ursachen, Symptome, Diagnostik & Therapie. Abgerufen am 13.-28.02.2024.
  5. Deutsche Herzstiftung. Blutdruck senken: Therapie bei Bluthochdruck mit Medikamenten und gesundem Lebensstil – was wirklich hilft. Abgerufen am 13.-28.02.2024.
  6. Loucks EB, et al. Effect of Adapted Mindfulness Training in Participants With Elevated Office Blood Pressure: The MB-BP Study: A Randomized Clinical Trial. Journal of the American Heart Association. 2023 Jun 6;12(11):e028712.
  7. Cramer H, Sellin C, Schumann D, Dobos G. Yoga in Arterial Hypertension – A Three-Armed, Randomized Controlled Trial. Deutsches Ärzteblatt International. 2018 Dec 14;115(50):833-839.
  8. Asher GN, et al. Effect of hawthorn standardized extract on flow mediated dilation in prehypertensive and mildly hypertensive adults: a randomized, controlled cross-over trial. BMC Complementary and Alternative Medicine. 2012 Mar 29;12:26.
  9. Walker AF, et al. Hypotensive effects of hawthorn for patients with diabetes taking prescription drugs: a randomised controlled trial. British Journal of General Practice. 2006 Jun;56(527):437-43.
  10. Caligiuri SP, Edel AL, Aliani M, Pierce GN. Flaxseed for hypertension: implications for blood pressure regulation. Current Hypertension Reports. 2014 Dec;16(12):499.
  11. Verma SK, Jain V, Katewa SS. Blood pressure lowering, fibrinolysis enhancing and antioxidant activities of cardamom (Elettaria cardamomum). Indian Journal of Biochemistry and Biophysics. 2009 Dec;46(6):503-6.
  12. Alleyne T, Roache S, Thomas C, Shirley A. The control of hypertension by use of coconut water and mauby: two tropical food drinks. The West Indian Medical Journal. 2005 Jan;54(1):3-8.
  13. Ashraf R, Khan RA, Ashraf I, Qureshi AA. Effects of Allium sativum (garlic) on systolic and diastolic blood pressure in patients with essential hypertension. Pakistan Journal of Pharmaceutical Sciences. 2013 Sep;26(5):859-63.
  14. Serban C, et al. Effect of sour tea (Hibiscus sabdariffa L.) on arterial hypertension: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Journal of Hypertension. 2015 Jun;33(6):1119-27.
Marina Huthmacher, Diplom-Journalistin und ehemalige Chefredakteurin eines Nachrichtendienstes. Marina Huthmacher
Marina Huthmacher nutzt ihre Erfahrung als Diplom-Journalistin und langjährige Chefredakteurin eines Nachrichtendienstes, um komplexe medizinische und gesundheitspolitische Themen verständlich zu machen. Ihre unabhängige und gründliche Berichterstattung auf Naturheilverfahren.de hilft unseren Lesern, die Nuancen der Komplementär- und Integrativmedizin besser zu verstehen.
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Fragen und Antworten

Was genau versteht man unter Blutdruck und wie wird er im Körper reguliert?

Einfach formuliert, bezeichnet der Blutdruck die Kraft, mit der das Blut auf die Wände von Arterien und Venen trifft. Ohne diese „Vehemenz" gäbe es keinen konstanten Blutfluss und könnten Organe und Zellen des Körpers nicht gleichbleibend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Der Blutdruck bestimmt sich aus zwei Faktoren: Erstens aus der Druckkraft, mit der das Herz Blut in das Kreislaufsystem pumpt und zweitens aus dem Durchmesser und der Elastizität der Blutgefäße.

Der Blutdruck wird in "Millimeter Quecksilbersäule" gemessen, im Kürzel mmHG. Unterschieden wird in die Messgrößen systolischer und diastolischer Wert. Der systolische Wert bezeichnet den Druck in den Blutgefäßen, wenn der Herzmuskel unter maximaler Anspannung und mit voller Kraft das Blut in die Hauptschlagader pumpt (Systole = griechisch für „das Zusammenziehen"). Es folgt logischerweise eine Entspannungsphase, in der wieder Blut in das Herz nachströmen kann. Da zu diesem Zeitpunkt kein Blut gepumpt wird, schwindet der Druck in den Gefäßen langsam. Dieser niedrigste Druck während der Entspannungsphase wird mit dem diastolischen Wert erfasst.

Der Blutdruck wird durch eine ausgeklügelte Kombination verschiedener Aktionen im Körper gesteuert:

  • Gefäßaktionen: Der Blutdruck steigt, wenn sich die Gefäße verengen – und umgekehrt: bei geweiteten Gefäßen sinkt er. Rezeptoren und „Messfühler" in den Gefäßen agieren dabei wie Kontrollpatrouillen: Steigt der Blutdruck plötzlich an, alarmieren sie das Gehirn, das das Herz augenblicklich anweist, langsamer zu pumpen.
  • Hormone: In den Nieren, Nebennieren und sympathischen Nervenfasern werden kontinuierlich blutdruckregulierende Hormone produziert. Das gesamte System wird als Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) bezeichnet – und liefert einen wichtigen Andockpunkt für die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck.1
  • Vegetatives Nervensystem: Auf eine simple Formel gebracht, sorgt der Sympathikus durch die Steigerung der Herzschlag-Frequenz für eine Erhöhung des Blutdrucks. Der Parasympathikus senkt ihn hingegen.

Quellen:

  1. Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer. Was ist Bluthochdruck? Deutsche Herzstiftung. Frankfurt. Abgerufen am 13.-28.02.2024.
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