Schmerzfrei ohne Chemie: Effektive Alternativen gegen chronische Schmerzen
Vor dem Hintergrund der Begrenzungen und Nebenwirkungen konventioneller Schmerztherapien wird die Suche nach wirksamen, nicht-pharmakologischen Optionen immer dringlicher. Komplementäre und alternative Medizin (KAM) stellt vielversprechende Möglichkeiten für eine Vielzahl von Schmerzzuständen dar, von neuropathischen Schmerzen bis hin zu unerklärlichen Kopfschmerzsyndromen. Die Identifizierung der effektivsten KAM-Therapien gegen chronische Schmerzen ist daher ein zentrales Anliegen der medizinischen Forschung.
Lang anhaltende oder häufig wiederkehrende Schmerzen können zwei Ursachen haben: Viele chronische Erkrankungen sind mit oft quälenden Schmerzen verbunden, z.B. Rücken- oder Gelenkschmerzen, Durchblutungsstörungen bei Diabetes oder Krebs. Schmerzen können aber auch selbst zur Krankheit werden, wenn eine körperliche (somatische) Ursache nicht oder nicht mehr vorhanden oder unbekannt ist, wie dies bei bestimmten Kopfschmerzen der Fall ist. Gerade von Patienten mit chronischen Schmerzen werden zunehmend komplementäre Therapien und Ansätze nachgefragt.
Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. hat darauf reagiert und 2020 den Arbeitskreis komplementäre/integrative Schmerztherapie gegründet. Auch international spielt das Thema eine große Rolle, wie aktuelle Daten aus den USA zeigen.1 Demnach sind Schmerzen einer der Hauptgründe für die Inanspruchnahme komplementärer Verfahren. In diesem Übersichtsartikel geht es vor allem um die Frage, welche komplementärmedizinischen Verfahren bei chronischen Schmerzen häufig eingesetzt werden und welche Evidenz für ihre Wirksamkeit vorliegt.
Wie entstehen chronische Schmerzen?
Die Forschung geht heute davon aus, dass starke und lang anhaltende Schmerzreize die Nervenzellen im Rückenmark und im Gehirn sensibler machen können. Diese Sensibilisierung führt dazu, dass schon leichte Reize (Berührungen, Druck, Wärme) als starker Schmerz wahrgenommen werden. Diese gesteigerte Schmerzempfindlichkeit kann dazu führen, dass das Schmerzsystem „überreagiert“ und eine Hypersensitivität entsteht, durch die auch Schmerzsignale produziert werden, ohne dass dafür ein tatsächlicher Anlass besteht. Durch diese Prozesse können akute Schmerzen chronisch werden (chronifizieren).
Die Sensibilisierung betrifft nicht nur die (peripheren) Nervenzellen im Körper, sondern auch die (zentralen) im Rückenmark und Gehirn, was manchmal etwas vereinfachend als „Schmerzgedächtnis“ oder „Schmerz-Engramm“ bezeichnet wird. So bleiben die Schmerzen bestehen, selbst wenn die ursprüngliche Schmerzursache nicht mehr vorhanden ist. Warum Schmerzen – selbst unter ähnlichen Bedingungen – bei manchen Menschen chronisch werden und bei anderen nicht, ist immer noch Gegenstand der Forschung. Man geht davon aus. dass genetische Faktoren sowie psychosoziale Einflüsse, wie psychische Gesundheit, Stress etc. eine wichtige Rolle spielen. Menschen mit psychischen Vorerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen sind besonders anfällig für die Chronifizierung von Schmerzen.2
Ansätze zur Modulation und Linderung chronischer Schmerzen
Nachdem wir erläutert haben, wie chronische Schmerzen entstehen, wollen wir uns kurz einige der Prinzipien und Mechanismen ansehen, durch die eine schmerzmodulierende oder schmerzlindernde (analgetische) Wirkung bei chronischen Schmerzen erzielen werden kann:2
- Modulation der Übertragung von Schmerzsignalen (nozizeptive Signalübertragung): Die Aktivität von Schmerzrezeptoren oder der schmerzleitenden Fasern im peripheren oder zentralen Nervensystem wird gehemmt. Dies ist die Wirkungsweise der Anästhetika.
- Verstärkung der absteigenden (dezendierenden) Schmerzhemmung: Die Fähigkeit des Gehirns, Nervensignale oder Substanzen (z.B. Endorphine) auszusenden, die schmerzlindernd wirken, wird aktiviert oder gefördert. Die absteigende Schmerzhemmung ist z.B. der Grund, warum man unmittelbar nach einem Unfall keinen Schmerz empfindet.
- Modulation der Sensibilisierung: Die Sensibilisierung, die chronischen Schmerzen zugrunde liegt, wird verhindert oder umgekehrt.
- Beeinflussung der Psychologie und der Emotionen: Das subjektive Schmerzempfinden wird verändert. Der Schmerz bleibt zwar gleich, wird aber besser „akzeptiert“ oder anders wahrgenommen.
Diese Mechanismen können sowohl bei pharmakologischen als auch bei nicht-pharmakologischen Therapien eine Rolle spielen. Die jeweils spezifischen molekularen und zellulären Wirkungen der verschiedenen Verfahren sind wahrscheinlich unterschiedlich; darauf – und auf die Evidenzlage – gehen wir bei der Beschreibung der einzelnen Verfahren ein.
Akupunktur erhöht Morphins Effektivität gegen Krebsschmerzen.
Evidenzbasierte Ansätze in der komplementären Schmerzbehandlung
In der aktuellen Diskussion um die Schmerzbehandlung rücken evidenzbasierte, komplementärmedizinische Ansätze zunehmend in den Fokus. Diese Methoden, darunter Akupunktur, Bewegungstherapien und phytotherapeutische Präparate, bieten vielversprechende Ergänzungen zu konventionellen medizinischen Therapien. Angesichts einer wachsenden Zahl wissenschaftlicher Belege, die ihre Wirksamkeit und Sicherheit unterstreichen, werden diese komplementären Therapien immer häufiger in umfassende Behandlungspläne integriert, um eine optimierte Schmerzlinderung und verbesserte Lebensqualität für Patienten zu erzielen.
1. Akupunktur
Unter Akupunktur versteht man die Stimulation der traditionellen chinesischen Akupunkturpunkte. Während bei der klassischen Akupunktur Nadeln an definierten Stellen des Körpers eingestochen werden, kommen heute auch nicht-invasive Techniken wie Laser- oder Elektrostimulation zur Stimulation von Akupunkturpunkten zum Einsatz. Die Wirksamkeit der Akupunktur wird seit vielen Jahren erforscht und kontrovers diskutiert. Shi & Wu (2023) fassen die Wirkungsweise der obigen Verfahren folgendermaßen zusammen:3 Akupunktur soll die afferenten Schmerzfasern (also die zum Gehirn führenden Aδ- und C-Fasern) aktivieren und dadurch die Freisetzung von Endorphinen und anderen körpereigenen Substanzen auslösen, die an Opioidrezeptoren in der Peripherie, im Rückenmark und im Gehirn binden und die Schmerzwahrnehmung (Nozizeption) hemmen.
Es gibt auch Studien, nach denen die Akupunktur den zentralen Serotonin-, Noradrenalin- und Dopaminspiegel erhöht, wodurch absteigende hemmende Bahnen aktiviert werden.
Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Akupunktur die zentrale Sensibilisierung rückgängig machen kann, indem sie die Aktivierung bestimmter Rezeptoren im Gehirn (NMDA-Rezeptoren) sowie die Neuroinflammation und den oxidativen Stress im Rückenmark und in den schmerzmodulierenden Hirnregionen reduziert.
Klinische Studien belegen die schmerzlindernde Wirkung der Akupunktur bei verschiedenen chronischen Schmerzzuständen. Neben Kreuzschmerzen und Kniearthrose zeigen klinische Studien analgetische Wirkungen der Akupunktur bei krebsbedingten Schmerzen, Migräne, Spannungskopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Chemotherapie-induzierter Neuropathie.
Interessanterweise zeigt die Forschung, dass Akupunktur die Linderung chronischer Schmerzen verstärkt, wenn sie mit pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Therapien kombiniert wird. Beispielsweise zeigt Akupunktur in Kombination mit Morphin bei Krebsschmerzen eine stärkere analgetische Wirkung und weniger Nebenwirkungen als Morphin allein.
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse der Akupunktur bei bestimmten chronischen Schmerzzuständen gibt es wichtige Einschränkungen. Die Mechanismen, die der Akupunkturanalgesie zugrunde liegen, sind weitgehend ungeklärt. Die klinische Wirksamkeit variiert je nach Schmerzerkrankung und Person. Vor allem aber zeigen placebokontrollierte Studien eine große (in einigen Fällen ausschließliche) Placebo-Komponente in der Akupunkturwirkung.3 Daher wurden große randomisierte kontrollierte Studien initiiert, um die Effektivität einer traditionell chinesischen Akupunktur im Vergleich zu einer Scheinakupunktur und einer Standardtherapie zu untersuchen. So zeigte die Gonarthrosestudie der German Acupuncture Trials die bisher größte Studie zur Behandlung von Knieschmerzen mit Akupunktur durchgeführt wurde, dass beide Akupunkturformen wirksamer sind als die Standardtherapie. Auffällig ist aber, dass die Akupunktur auch dann wirksam ist, wenn die Nadeln nicht an den traditionellen Akupunkturpunkten, sondern an beliebigen Stellen eingestochen werden.4
2. Körperliche Aktivität und Bewegungstherapien (z.B. Yoga, Tai Chi)
Yoga und Tai Chi sind traditionelle Praktiken, die aus Indien bzw. China stammen und Körperhaltungen, Bewegungen, Atemtechniken und geistige Konzentration umfassen. Diese und ähnliche Praktiken können chronische Schmerzen lindern und das Wohlbefinden durch physiologische und psychologische Effekte verbessern, die von Shi & Wu (2023) zusammengefasst wurden.3 Danach weisen Studien darauf hin, dass Yoga und Tai Chi körpereigene Substanzen (Zytokine) modulieren können, indem sie körpereigene entzündungshemmende Substanzen (wie IL-10 und IL-4) erhöhen und gleichzeitig entzündungsfördernde (wie TNF-α, IL-6 und IL-1β) reduzieren. Diese Effekte tragen dazu bei, chronischen Entzündungsprozessen entgegenzuwirken, die chronischen Schmerzen zugrunde liegen. Die PET-Bildgebung zeigt, dass Yoga und Tai Chi die Freisetzung von körpereigenen Opioiden, Serotonin und Dopamin in schmerzmodulierenden Bahnen wie dem periaquäduktalen Grau, der Amygdala und dem Nucleus accumbens erhöhen. Dadurch wird die absteigende Hemmung der Nozizeption aktiviert. Funktionelle MRT-Studien zeigen, dass Yoga und Tai Chi auf verschiedene wichtige Gehirnregionen modulierend wirken können, die bei der Schmerzverarbeitung eine Rolle spielen.
Yoga, Tai Chi und körperliche Bewegung helfen nicht nur bei Kreuzschmerzen und Arthrose sondern auch bei anderen chronischen Schmerzzuständen wie Fibromyalgie, Migräne, neuropathischen Schmerzen, Krebsschmerzen, Schmerzen bei Multipler Sklerose und entzündlichen Darmerkrankungen.3
Auch wenn die Ergebnisse vielversprechend sind, gibt es noch einige Fragen zu klären: Welche Anwendungen sind für welche Schmerzpatienten optimal? Welche Faktoren beeinflussen die individuelle Variabilität beim Ansprechen auf die Behandlung? Und es fehlen qualitativ hochwertige Längsschnittstudien zur langfristigen schmerzlindernden Wirkung dieser Techniken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Yoga, Tai Chi und körperliche Aktivität als praktikable und risikoarme Interventionen in die ganzheitliche Behandlung chronischer Schmerzen integriert werden können.3
3. Manuelle Therapien
Die Chirotherapie (oder Chiropraktik) ist eine manuelle Therapie, die strukturelle und funktionelle Störungen der Wirbelsäule und der Gelenke behandelt. Nach Shi & Wu. (2023) beruht ihre schmerzlindernde Wirkung auf der Beeinflussung verschiedener neuronaler Mechanismen, die an der Schmerzmodulation beteiligt sind.3 Die chiropraktische Manipulation aktiviert Mechanorezeptoren in der Haut und verändert die Verarbeitung des sensorischen Inputs in der Wirbelsäule. Die vorgeschlagenen biochemischen Mechanismen, die für die Wirkung der Chiropraktik vorgeschlagen werden, ähneln denen, die wir oben beschrieben haben (Reduktion proinflammatorischer Zytokine, Modulation der zentralen Sensibilisierung oder der Aktivität und Konnektivität der Gehirnregionen, die mit chronischen Schmerzen in Verbindung gebracht werden). Zusätzlich wird ein positiver Effekt auf Muskelverspannungen angenommen.
Klinische Studien belegen den Nutzen einer chiropraktischen Behandlung bei chronischen Schmerzzuständen wie Fibromyalgie, Kopfschmerzen, neuropathischen Schmerzen und Kiefergelenksbeschwerden. Wobei auch hier die Kombination mit Pharmaka, wie NSARs (nicht steroidale Antirheumatika, z.B. Ibuprofen) oder Muskelrelaxantien synergistisch wirkt. Das bedeutet, dass die Kombination von Arzneimitteln mit Chiropraktik besser wirkt, als die alleinige medikamentöse Behandlung von Kreuz- und Nackenschmerzen sowie Schmerzen in den Extremitäten.
Allerdings sollten übermäßige Manipulationskräfte und -frequenzen vermieden werden, um Verletzungen vorzubeugen und Risikofaktoren wie Osteoporose oder Wirbelsäulenschäden müssen berücksichtigt werden.3 Die Chirotherapie bei Schmerzen in der unteren Wirbelsäule erzielt laut einer Meta-Analyse im amerikanischen Ärzteblatt JAMA eine moderate Wirkung und es wurden auch Nebenwirkungen beschrieben, jedoch keine schwerwiegenden Komplikationen.5
4. Phytotherapie und natürliche Supplemente
Beim Thema pflanzliche Mittel zur Schmerzbehandlung verweisen wir auf die Übersichtsarbeiten von Jahromi et al. (2021) und Yousofvand & Moloodi (2023).6,7 Die meisten pflanzlichen Arzneimittel, die zur Schmerzlinderung eingesetzt werden, beeinflussen – ähnlich wie synthetische Präparate – den Eicosanoid-Stoffwechsel. Eikosanoide sind intra- und extrazelluläre Signalstoffe, die von jeder Zelle produziert werden können. Sie sind an Prozessen wie z.B. Fieber, Allergie, Entzündung und Schmerz beteiligt. Ihre Wirkung beruht dabei meist auf der Hemmung zweier Schlüsselenzyme, der Lipoxygenase und der Cyclooxygenase (COX), wodurch die Entzündungs- und Schmerzreaktion vermindert wird.
Die Anwendung der meisten pflanzlichen Arzneimittel basiert auf traditionellen Methoden, in der modernen Medizin werden jedoch isolierte Einzelsubstanzen oder Extrakte aus Pflanzenteilen bevorzugt, in denen die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe angereichert sind. Dies ermöglicht eine bessere Standardisierung und genauere Dosierung. Pflanzliche Arzneimittel sind in der Regel nicht die stärksten verfügbaren Schmerzmittel. Sie können aber bei leichten bis mäßigen Schmerzen sinnvoll sein, weil sie als „natürlich, pflanzlich“ von manchen Patienten besser akzeptiert werden und zumindest teilweise weniger Nebenwirkungen haben. Letzteres ist allerdings nicht immer der Fall: So hat die natürliche Salicylsäure aus Weidenrinde deutlich stärkere Nebenwirkungen als die chemisch veränderte Acetyl-Salicysäure (ASS).
Aus der Vielzahl von Pflanzen, die im Rahmen der Phytotherapie zur Schmerzlinderung eingesetzt werden, sollen hier nur einige Beispiele genannt werden:
Ingwer
Ingwer (Zingiber officinale) wird bei Muskelschmerzen, Arthritis und Kopfschmerzen eingesetzt. Die wirksamen Bestandteile sind Gingerole, insbesondere 6-Gingerol, deren entzündungshemmende Wirkung auf der Hemmung des Arachidonsäure-Stoffwechsels beruht. Die vorliegenden Daten zeigen eine verzögerte therapeutische Wirkung, weshalb Ingwer nicht zur Behandlung akuter Schmerzzustände geeignet ist. Tierstudie zeigen, dass Ingwer die Wirkung von Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Morphin verstärkt, was bei chronischen Schmerzen von Vorteil sein könnte.
Capsaicin
Capsaicin ist ein Alkaloid, das in verschiedenen Paprika-Arten vorkommt und dessen lokale (topische) Anwendung eine bewährte und anerkannte Behandlungsoption für verschiedene Schmerzen darstellt. Hautpflaster mit 8% Capsaicin sind in der EU zur Behandlung von nicht-diabetischen neuropathischen Schmerzen zugelassen. Intensive oder wiederholte Exposition gegenüber Capsaicin führt zu einer reversiblen und selektiven Hemmung schmerzempfindlicher (nozizeptiven) Nerven. Diese reversible Desensibilisierung kann mehrere Wochen andauern und wird als „Defunktionalisierung“ bezeichnet. Das kann zu einer langfristigen Abnahme der Empfindlichkeit gegenüber mechanischen, thermischen und schädigenden Reizen führen.
Weitere Pflanzen mit schmerzlindernden Inhaltsstoffen
- Arnika bei Prellungen, Verstauchungen, Muskel- und Gelenkbeschwerden wie Rheuma.
- Beinwell bei schmerzhaften Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen.
- Gewürznelken werden in der Zahnmedizin äußerlich als leichtes Betäubungsmittel eingesetzt.
- Pfefferminzöl wirkt äußerlich eingerieben bei Spannungskopfschmerzen.
- Senfsamen wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend.
- Teufelskralle kann bei Rückenschmerzen durch Arthrose, Bandscheibenschäden, entzündliche rheumatischen Erkrankungen, Kopfschmerzen und Neuralgien eingesetzt werden.
5. Biofeedback
Biofeedback ist eine nicht-invasive Technik, die in Kombination mit psychosozialen oder physikalischen Therapien dazu beitragen kann, chronische Schmerzen zu lindern, indem es die Körperfunktionen verändert und die schmerzbezogenen Gehirnnetzwerke beeinflusst. Es ist zu beachten, dass Biofeedback nur selten als eigenständige Intervention eingesetzt wird, sondern vielmehr mit anderen physischen und psychologischen Therapien (wie Bewegung, Massage, kognitive Verhaltenstherapie) integriert wird. Solche multimodale Ansätze unter Verwendung von Biofeedback können eine sehr gute Schmerzselbstregulation erreichen.
Die Integration von Biofeedback in Bewegungs-, Massage- und Physiotherapieprogramme führt zu größeren Verbesserungen bei Schmerzen, Mobilität und Lebensqualität im Vergleich zu einer der beiden Therapien allein; insbesondere bei Muskel-Skelett-Schmerzen, Kiefergelenksbeschwerden, Reizdarmsyndrom, chronischem Müdigkeitssyndrom und Beckenschmerzen. Die Kombination von Biofeedback mit kognitiver Verhaltenstherapie, Achtsamkeits- und Hypnosetherapie zeigt im Vergleich zu Einzelbehandlungen eine stärkere Reduktion von schmerzbedingter Angst, Angstvermeidung und negativen Gedanken.3
6. Ozontherapie
Die analgetische Wirkung der Ozontherapie beruht auf verschiedenen Mechanismen, wie ihrer entzündungshemmenden und durchblutungsfördernden Wirkung. Außerdem reduziert sie Toxine und physiologische Störungen, die Schmerzen verursachen und erhöht den Spiegel von Serotonin und endogenen Opioiden. Vor allem bei schmerzhaften Erkrankungen der Wirbelsäule hat die Behandlung mit medizinischem Ozon hervorragende Ergebnisse gezeigt.8
Fazit
Chronische Schmerzen können sowohl durch langanhaltende Erkrankungen als auch durch selbständige Schmerzempfindungen ohne körperliche Ursache entstehen. Komplementäre Therapien, wie Akupunktur, Bewegungstherapien und Phytotherapie, werden zunehmend nachgefragt und zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Schmerzlinderung. Trotz der positiven Effekte und wachsender Evidenz bleibt die Wirksamkeit individuell unterschiedlich, und eine ganzheitliche Behandlung unter Einbezug verschiedener Methoden wird empfohlen.
- Nahin RL, Rhee A, Stussman B. Use of Complementary Health Approaches Overall and for Pain Management by US Adults. JAMA. 2024;331(7):613.
- Wörz R, Horlemann J, Müller-Schwefe GHH. Auswirkungen, Chronifizierung, Epidemiologie, zeitgemäße Diagnostik. Schmerzmedizin. 2022;38(4):46-50.
- Shi Y, Wu W. Multimodal non-invasive non-pharmacological therapies for chronic pain: mechanisms and progress. BMC Medicine. 2023;21(1):372.
- Scharf HP, Mansmann U, Streitberger K, et al. Acupuncture and Knee Osteoarthritis: A Three-Armed Randomized Trial. Annals of Internal Medicine. 2006;145(1):12.
- Paige NM, Miake-Lye IM, Booth MS, et al. Association of Spinal Manipulative Therapy With Clinical Benefit and Harm for Acute Low Back Pain: Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2017;317(14):1451.
- Jahromi B, Pirvulescu I, Candido KD, Knezevic NN. Herbal Medicine for Pain Management: Efficacy and Drug Interactions. Pharmaceutics. 2021;13(2):251.
- Yousofvand N, Moloodi B. An overview of the effect of medicinal herbs on pain. Phytotherapy Research. 2023;37(3):1057-1081.
- Hidalgo-Tallón FJ, Torres-Morera LM, Baeza-Noci J, Carrillo-Izquierdo MD, Pinto-Bonilla R. Updated Review on Ozone Therapy in Pain Medicine. Frontiers in Physiology. 2022;13:840623.