Wirksamkeit von Zink bei Erkältungen: Was sagt die aktuelle Forschung?
Zink wird oft als natürliches Mittel gegen Erkältungen angepriesen. Ein neuer Cochrane-Review hat die wissenschaftliche Basis dieser Behauptung untersucht, wir fassen die aktuellen Erkenntnisse zusammen.
Die Rolle von Zink bei Erkältungen
Grippale Infekte, allgemein als Erkältungen bekannt, gehen oft mit Symptomen wie verstopfter Nase, Schleimauswurf, Niesen, Halsschmerzen, Husten und allgemeinem Unwohlsein einher und sind leider weit verbreitet. Trotz ihrer Häufigkeit gibt es bisher keine bewährten Maßnahmen, um Erkältungen zu verhindern oder ihre Dauer signifikant zu verkürzen. Zinkpräparate werden jedoch häufig empfohlen und eingenommen, da Zink ein essentielles Mineral ist, das unter anderem für das Immunsystem von Bedeutung ist.
Im Mai 2024 wurde in der renommierten Cochrane Library ein Review veröffentlicht, der die Wirksamkeit von Zink-Supplementen bei der Behandlung von grippalen Infekten untersucht. Cochrane ist bekannt für die strenge methodische Auswertung wissenschaftlicher Studien. In diesem Artikel fassen wir die Ergebnisse dieses Reviews zusammen, um zu klären, ob die Einnahme von Zink die Dauer und Schwere der Erkältungssymptome reduzieren kann.
Methodik des Cochrane-Reviews
Der Review analysierte 34 randomisierte kontrollierte Studien (15 zur Prävention und 19 zur Behandlung von Erkältungen oder Infektionen der oberen Atemwege) mit insgesamt 8.526 Teilnehmern. Die Studien bewerteten bei Erwachsenen und Kindern die Wirkung von reinen Zink-Supplementen (ausgeschlossen waren Kombipräparaten von Zink mit anderen Mineralien, Vitaminen oder Kräutern) und verglichen diese mit Placebos oder keiner Behandlung. Untersucht wurde der Anteil der Personen, die eine Erkältung entwickelten (bei Präventionsstudien), die Dauer der Erkältung und unerwünschte Ereignisse.
Ergebnisse: Zink zur Vorbeugung und Behandlung einer Erkältung
Zink verringert das Risiko einer Erkältung im Vergleich zu Placebo nur geringfügig oder gar nicht (Risk Ratio [RR] 0,93, Bereich [KI]: 0,85 – 1,01). Auch die durchschnittliche Anzahl der auftretenden Erkältungen wird durch Zink-Einnahme nur geringfügig oder gar nicht verringert (mittlerer Unterschied [MD] -0,90, KI -1,93 – 0,12). Wenn Erkältungen in Präventionsstudien auftreten, gibt es nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in der Dauer der Erkältung und in der Symptomschwere.
Wird Zink zur Behandlung von Erkältungen eingesetzt, können etwas stärkere Effekte beobachtet werden, wenn auch mit geringer Sicherheit. Zink verkürzt die durchschnittliche Dauer einer Erkältung um etwa 2 Tage (MD -2,37; KI -4,21 bis -0,53), aber nicht die Schwere der Symptome.
Beim Einsatz von Zink wurden nur leichte Nebenwirkungen (wie Darmprobleme, Übelkeit und unangenehmer Geschmack) beobachtet, in keiner Studie wurden schwerwiegende unerwünschte Ereignisse gemeldet.
Fazit: Sollte man Zink bei Erkältungen einnehmen?
Die Ergebnisse dieses Reviews legen nahe, dass Zink wahrscheinlich wenig bis keinen Effekt bei der Vorbeugung von Erkältungen hat, jedoch die Dauer von Erkältungen etwas verkürzen kann. Allerdings ist die Evidenzlage nicht überzeugend. Das Autorenteam weist darauf hin, dass die einbezogenen Studien stark variieren, beispielsweise in Bezug auf die Art des verwendeten Zinks, die verabreichte Dosis, die Darreichungsform (Lutschtablette oder Nasenspray) und die Art und Weise, wie die Ergebnisse berichtet und gemessen wurden. Nur wenige Studien untersuchten spezifische Symptome wie Halsschmerzen, Husten oder Fieber, was nicht ausreichend ist, um verlässliche Schlussfolgerungen über die Wirkung von Zink auf einzelne Symptome zu ziehen.
- Nault D, Machingo TA, et al. Zinc for prevention and treatment of the common cold. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2024 May 9;5(5):CD014914.