Kann Fischöl Alzheimer verhindern? Neue Studie gibt Aufschluss

Fischöl wird oft als Wundermittel für die Gesundheit des Gehirns angepriesen, doch wie wirksam ist es wirklich gegen Alzheimer? Eine neue Studie untersucht, ob Omega-3-reiche Fischöl-Präparate die Ausbreitung von White Matter Lesions (WML) verlangsamen und welche Rolle das APOE-4-Gen dabei spielt.

Älterer Mann mit nachdenklichem Ausdruck, symbolisierend die möglichen Auswirkungen von Alzheimer. Der Artikel untersucht die Rolle von Omega-3-Fettsäuren in Fischöl bei der Prävention von Alzheimer und den Schutz vor White Matter Lesions.

Kann Fischöl das Alzheimer-Risiko senken? Eine neue Studie untersucht, wie Omega-3-Fettsäuren das Fortschreiten von Hirnläsionen bei genetisch gefährdeten Personen beeinflussen. Foto: Shutterstock

Fischöl und Alzheimer: Kann Omega-3 das Risiko senken?

Eine aktuelle Studie der Oregon Health & Science University hat untersucht, ob Omega-3-reiches Fischöl das Fortschreiten von Hirnveränderungen verlangsamen kann, die mit Demenz in Verbindung gebracht werden.1 Im Fokus standen ältere Erwachsene mit einer genetischen Veranlagung für Alzheimer-Demenz, insbesondere in Bezug auf sogenannte White Matter Lesions (WML), auch bekannt als Läsionen der weißen Substanz. Diese Schädigungen der Nervenfasern im Gehirn können durch Mikroinfarkte verursacht werden und stehen häufig mit kognitiven Beeinträchtigungen in Zusammenhang. Die Forscher wollten herausfinden, ob Fischöl, das reich an Omega-3-Fettsäuren ist, dabei helfen kann, die Entstehung und Ausbreitung dieser Läsionen zu verlangsamen.

White Matter Lesions und Omega-3-Mangel

White Matter Lesions sind auffällige Stellen im Gehirn, die durch ein MRT (Magnetresonanztomogramm) sichtbar gemacht werden können. Frühere Studien deuteten darauf hin, dass WML bei älteren Menschen mit einem Omega-3-Mangel in Verbindung stehen könnten. Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Fischöl vorkommen, spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Gehirns und werden oft mit einer verbesserten kognitiven Funktion in Verbindung gebracht.

Die Studie im Detail: Aufbau und Methodik

An der randomisierten, placebokontrollierten Studie nahmen 102 ältere Erwachsene (75 Jahre und älter) teil. Zu Beginn der Studie hatten alle Teilnehmer relativ niedrige Omega-3-Spiegel im Blut und keine diagnostizierte Demenz, wiesen jedoch ausgeprägte White Matter Lesions im Gehirn auf. Diese Läsionen hatten eine Größe von über 5 cm³ und wurden mittels MRT festgestellt.

Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt:

  • Gruppe 1 erhielt täglich ein Omega-3-reiches Fischölpräparat, das 975 mg Eicosapentaensäure (EPA) und 650 mg Docosahexaensäure (DHA) enthielt.
  • Gruppe 2 nahm ein Placebo aus Sojaöl ein, das nur geringe Mengen an Omega-3-Fettsäuren in Form von Alpha-Linolensäure (ALA) enthielt.

Die Forscher untersuchten über einen Zeitraum von drei Jahren, ob es in den beiden Gruppen zu Veränderungen der White Matter Lesions gekommen war.

Ergebnisse: Omega-3 und White Matter Lesions

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass es in der in des gesamten Studienpopulation keinen signifikanten Unterschied zwischen der Fischölgruppe und der Placebogruppe gab. In beiden Gruppen nahmen die White Matter Lesions zu: In der Fischölgruppe betrug die jährliche Zunahme 1,19 cm³, in der Placebogruppe 1,34 cm³. Obwohl die Zunahme in der Fischölgruppe etwas langsamer war, war der Unterschied statistisch nicht signifikant.

Eine Ausnahme: Träger des APOE-4-Gens

Ein interessanter Befund zeigte sich jedoch bei den Teilnehmern, die Träger des APOE-4-Gens waren – ein genetischer Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer. Bei diesen Personen konnte nach nur einem Jahr Fischöl-Einnahme im Vergleich zur Placebogruppe eine deutliche Verlangsamung des Abbaus der neuronalen Integrität festgestellt werden. Dies deutet darauf hin, dass Omega-3-Fettsäuren für Menschen mit einem genetisch bedingten hohen Risiko für Alzheimer von Vorteil sein könnten.

Was ist das APOE-4-Gen?

Das APOE-4-Gen ist eine Variante des Apolipoprotein-E-Gens, das eine Schlüsselrolle im Fettstoffwechsel des Körpers spielt. Es ist bekannt, dass Träger dieses Gens ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit haben.

Fazit: Nur begrenzter Nutzen von Fischöl bei Alzheimer

Diese Studie liefert wichtige Erkenntnisse zur möglichen Rolle von Fischöl bei der Prävention neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer. Während die Omega-3-Fettsäuren für die Allgemeinbevölkerung keinen signifikanten Nutzen im Hinblick auf das Fortschreiten von White Matter Lesions zeigten, könnte Fischöl bei Trägern des APOE-4-Gens positive Effekte haben. Da dies jedoch nur auf eine Untergruppe der Studienteilnehmer zutraf, sind weitere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Eine allgemeine Empfehlung zur Einnahme von Fischöl zur Prävention von Alzheimer kann derzeit nicht gegeben werden.

Mehr über Fischöl und Gesundheit

Neben der möglichen Wirkung von Fischöl auf die Gehirnfunktion gibt es auch Untersuchungen zu seinen Effekten auf das Herz. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Konsum von Fischöl nicht immer unbedenklich ist. Lesen Sie hier mehr über die Ergebnisse zur Herzgesundheit und Fischöl.

Quellen anzeigen
Dr. Markus Numberger, promovierter Neurowissenschaftler und medizinischen Fachautor, spezialisiert auf molekulare Neurobiologie, Komplementär- und Integrativmedizin sowie medizinische Kommunikation. Dr. rer. nat. Markus Numberger
Mit einer beeindruckenden Laufbahn, die ihn unter anderem ins Labor des Medizin-Nobelpreisträgers Bert Sakmann führte, ist Dr. Markus Numberger ein herausragender Experte in molekularer Neurobiologie. Seine wissenschaftliche Neugier und sein tiefgründiges Fachwissen, ergänzt durch Forschungsaufenthalte in den USA und an der Charité Berlin, ermöglichen es ihm, die Komplexität der Komplementär- und Integrativmedizin verständlich zu vermitteln.
Was denken Sie?
Logo von Naturheilverfahren.de mit dem Buchstaben N in Hellgrün auf weißem Hintergrund.

Natürlich gesund – Ihr Newsletter

Erhalten Sie monatlich die wichtigsten Neuigkeiten aus der Komplementär- und Integrativmedizin direkt in Ihr Postfach. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

Weitere Beiträge