Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa geht mit schmerzhaften Entzündungen im Dickdarm einher. Aktuelle Medikamente wirken zwar entzündungshemmend, haben aber oft Nebenwirkungen. Forschende aus Tunesien haben nun untersucht, ob ein Extrakt aus dem im Mittelmeerraum verbreiteten Erdbeerbaum eine natürliche Alternative darstellen könnte.

Die Früchte des Erdbeerbaums gelten in der Forschung als vielversprechend. Eine Studie untersucht, ob ihr Extrakt entzündungshemmend bei Colitis ulcerosa wirkt. Foto: Shutterstock
Der Erdbeerbaum, botanisch Arbutus unedo, ist im Mittelmeerraum weit verbreitet. Seine Früchte und Blätter werden seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin genutzt. Forschende interessieren sich zunehmend für die entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften der Pflanze.
Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die vor allem den Dickdarm betrifft. Betroffene leiden unter wiederkehrenden Schüben mit Schmerzen, Durchfällen und Entzündungen der Darmschleimhaut. Medikamente wie Sulfasalazin oder Kortison können die Entzündungen eindämmen, sind jedoch oft mit Nebenwirkungen verbunden. Daher wird nach natürlichen Alternativen gesucht.
Für die Untersuchung der Forschungsgruppe aus Tunesien wurde bei Ratten Colitis ulcerosa künstlich ausgelöst.1 Hierfür kam ein etabliertes Modell zum Einsatz, bei dem eine 3-prozentige Essigsäure rektal verabreicht wird. Die Tiere wurden zuvor in Gruppen zu je fünf Ratten eingeteilt.
Im Anschluss bestimmten die Forschenden biochemische Entzündungsmarker im Blut und untersuchten die Dickdärme der Tiere sowohl makroskopisch als auch histologisch auf Entzündungen und Gewebeschäden.
Die mit Erdbeerbaum-Extrakt behandelten Tiere wiesen deutlich weniger Entzündungen und Gewebeschäden im Darm auf. Die Studie zeigte eine dosisabhängige Schutzwirkung gegen makroskopische, histopathologische und biochemische Schäden.
Den größten Effekt erreichten die Forschenden mit der höchsten Dosierung von 300 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Hier reduzierte sich das Ausmaß der Darmschäden um etwa 80 Prozent. Dieser Wert ist vergleichbar mit der Wirkung von Sulfasalazin, das die Schäden um rund 75 Prozent verringerte.
Darüber hinaus wurde die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe gehemmt. Gleichzeitig schützte der Extrakt das Gewebe offenbar vor oxidativen Schäden, die durch aggressive Sauerstoffverbindungen entstehen können. Auch die Werte der Entzündungsmarker C-reaktives Protein und alkalische Phosphatase im Blut waren bei den behandelten Tieren niedriger.
Die Studie liefert erste Hinweise darauf, dass ein Extrakt des Erdbeerbaums entzündungshemmend und schützend auf die Darmschleimhaut von Ratten wirken kann, wobei statistisch signifikante Unterschiede zwischen den behandelten und unbehandelten Gruppen nachgewiesen wurden.
Die Zahl von nur 5 Tieren pro Gruppe ist jedoch die Mindestanzahl für präklinische Studien, was die Aussagekraft limitiert. Außerdem lassen sich Ergebnisse aus dem Rattenmodell nur eingeschränkt auf den Menschen übertragen und die Untersuchung beschränkt sich auf akute Effekte 24 Stunden nach Induktion der Colitis. Weitere Studien, insbesondere klinische Untersuchungen am Menschen, sind notwendig, um die Übertragbarkeit und therapeutische Relevanz zu bestätigen.