

Versprechen statt Verbote, Motivation statt Mangel: Die App Noom will beim Abnehmen helfen, nicht durch Kalorienzählen, sondern mit psychologischen Methoden. Millionen Menschen weltweit schwören darauf. Doch was steckt hinter dem Konzept, und funktioniert es wirklich?
Psychologischer Ansatz
Noom setzt auf Verhaltenstraining statt klassische Diät. Nutzer lernen, Essmuster zu erkennen und langfristig zu verändern.
Coaching inklusive
Jeder Teilnehmende wird digital von einem Coach begleitet, der Motivation und Rückhalt bieten soll.
Ampelsystem für Lebensmittel
Grün, Gelb, Orange: Noom teilt Nahrungsmittel nach Kaloriendichte ein, um bewusste Entscheidungen zu fördern – ohne Verbote.
App mit Grenzen
Nicht alle Zusatzprogramme der US-Version sind in Deutschland verfügbar. Funktionen wie „Noom Mood“ oder „Noom Med“ fehlen.
Studien zeigen Erfolge
Mehrere Untersuchungen belegen Gewichtsverluste von bis zu 7 % des Ausgangsgewichts – vor allem bei regelmäßiger Nutzung.
Hoher Preis
Mit rund 164 Euro im Jahr gehört Noom zu den teureren digitalen Abnehmprogrammen.
Keine App für alle
Bei Essstörungen, starkem Untergewicht oder psychischer Belastung ist Noom nicht geeignet. Fachärztliche Begleitung wird empfohlen.
Langfristiger Erfolg möglich
Wer die App konsequent nutzt, profitiert oft von einem bewussteren Essverhalten und stabileren Gewichtsverläufen.
Abnehmen bleibt ein Dauerthema und für viele Menschen ein persönliches Ziel. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2021 stimmte etwa jede dritte Frau der Aussage zu: „Ich wäre wirklich froh, wenn ich etwas abnehmen könnte.“1 Auch die guten Vorsätze zum Jahreswechsel zeigen ein ähnliches Bild: 55 Prozent der Befragten wollten 2025 mehr Sport treiben, die Hälfte plante eine gesündere Ernährung, und 38 Prozent nahmen sich vor, Gewicht zu verlieren. In Deutschland sind derzeit 46,6 Prozent der Frauen und 60,5 Prozent der Männer übergewichtig; fast ein Fünftel gilt als adipös.2
Angesichts dieser Zahlen überrascht es kaum, dass der Markt für digitale Angebote rund um Ernährung und Gewichtsmanagement stark wächst. Während im Jahr 2017 rund 9,6 Millionen Menschen in Deutschland Fitness-Apps nutzten, waren es 2024 bereits 18,3 Millionen – also fast jede vierte Person.1 Besonders gefragt sind Ernährungs-Apps: 2023 nutzten 46 Prozent der Gesundheits-App-Anwender entsprechende Programme. Der Umsatz in diesem Segment soll bis 2030 auf rund 126 Millionen Euro steigen.3 Zu den größten Anbietern in Deutschland zählen YAZIO mit einem Marktanteil von 52 Prozent, Pam Fitness & Food mit 12 Prozent sowie Lifesum und MyFitnessPal mit jeweils 10 Prozent.
Im Jahr 2025 nutzen in Deutschland rund 4,45 Millionen Menschen eine kostenlose und etwa 2,6 Millionen eine kostenpflichtige Ernährungs-App. Doch auch klassische Diäten bleiben weit verbreitet. Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2022 gaben 20 Prozent der Befragten an, mit einer Diät bis zu fünf Kilogramm abgenommen zu haben; sechs Prozent verloren sogar mehr als 20 Kilogramm.1 Etwa die Hälfte aller Befragten hat bereits eine Diät ausprobiert – bei den Frauen waren es 45 Prozent sogar mehrfach.
Das US-amerikanische Unternehmen Noom wurde 2008 von Saeju Jeong und Artem Petakov gegründet.4 Ziel der Gründer war es, Prävention und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen stärker in den Mittelpunkt zu rücken – als Gegenpol zu einem Gesundheitssystem, das überwiegend auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet ist.
In den USA erhielt Noom 2017 als erstes virtuelles Diabetes-Präventionsprogramm die Anerkennung der Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Im Jahr 2020 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 400 Millionen US-Dollar.5,6
Noom versteht sich als digitales Gesundheitsunternehmen, das Menschen beim nachhaltigen Abnehmen unterstützen möchte.7 Statt auf klassische Diätpläne setzt die App auf eine bewusste Veränderung des Essverhaltens. Grundlage sind psychologische Konzepte wie die kognitive Verhaltenstherapie, ergänzt durch persönliches Coaching und digitale Tools.4 Nach Angaben des Unternehmens können Nutzer bei konsequenter Anwendung durchschnittlich 0,5 bis 1 Kilogramm pro Woche abnehmen.8 Zur Zielgruppe der App gehören vorrangig Frauen.9
Noom will nicht vorschreiben, was man isst – sondern warum man isst.
Noom versteht sich nicht als klassische Diät-App, sondern als Programm zur Verhaltensänderung. Im Mittelpunkt stehen kurze tägliche Lektionen, die auf psychologischen Methoden basieren. Diese sogenannten „Behavior-Change-Techniken“ umfassen das Setzen konkreter Ziele, die Selbstbeobachtung mithilfe von Trackingfunktionen, regelmäßiges Feedback, soziale Interaktion über Chats und Communities, Wissenslektionen sowie spielerische Belohnungssysteme (Gamification).10 Alle Elemente sollen dabei helfen, Essgewohnheiten bewusster wahrzunehmen und schrittweise zu verändern.7,11 Das Angebot kombiniert somit verschiedene Bausteine, die Verhalten, Motivation und Wissen gleichermaßen ansprechen.
Tägliche Lektionen und Kurse
Jeden Tag erhalten Nutzer kurze Texte und Aufgaben, die auf Erkenntnissen der Psychologie basieren.7 Dabei werden zum Beispiel achtsames Essen oder der Umgang mit Heißhunger thematisiert.11 Die Lektionen sind interaktiv gestaltet, oft mit kleinen Quizfragen, die das Gelernte abfragen.7
Persönliches Coaching und Community
Jedem Nutzer steht per Nachrichtensystem ein speziell geschulter Coach für Fragen und Tipps zur Verfügung, der auf Anfrage Unterstützung bietet.7,12 Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen – gedacht als Unterstützung bei Motivationstiefs.
Flexibilität statt Verbot
Ein zentrales Prinzip von Noom lautet: Grundsätzlich sind keine Lebensmittel verboten.7 Stattdessen arbeitet die App mit einem Ampelsystem, das Nahrungsmittel nach ihrer Kaloriendichte einordnet. „Grün“ steht für kalorienarme Lebensmittel wie Gemüse und Obst, „Gelb“ für Produkte mit mittlerer Energiedichte, etwa mageres Fleisch oder Vollkornprodukte, und „Orange“ für kalorienreiche Lebensmittel wie Öle oder Süßigkeiten.9
Tracking bei Noom
Noom bietet eine ganze Reihe von Funktionen, mit denen Fortschritte dokumentiert werden können. Neben einem Mahlzeiten- und Kalorienprotokoll und einem Gewichtstagebuch gibt es auch Kalorien- und Nährstoffrechner, einen Schrittzähler und die Möglichkeit, die tägliche Trinkmenge und sportliche Aktivitäten zu notieren.7,13,14
Individuelle Anpassung
Zu Beginn beantworten Nutzer Fragen zu ihren Gewohnheiten, Zielen und ihrem Essverhalten.11 Darauf aufbauend schlägt Noom passende Kurse vor. Zu Beginn der Registrierung legen Nutzer ihr persönliches „Superziel“ fest – eine Art übergeordnetes Motiv („Warum will ich abnehmen?“), das auch den Coaches sichtbar ist und im Verlauf des Programms zur Orientierung dient.15
Programme bei Noom
Die Noom App bietet nicht nur einen allgemeinen Kurs zur Gewichtsreduktion, sondern auch spezielle Präventionsprogramme für Diabetes und Bluthochdruck. Individuelle Mahlzeiten- und Trainingspläne sind als Add-Ons zubuchbar und werden auf Grundlage eines kurzen Fragebogens erstellt.16 Dabei können verschiedene Ernährungsweisen wie Low Carb, vegan, glutenfrei oder ohne Schweinefleisch ausgewählt werden.
Belohnungssystem und Motivation
Zur zusätzlichen Motivation arbeitet Noom mit spielerischen Elementen.17 Nutzer sammeln „Noom-Taler“ für das Lesen von Lektionen, das Eintragen des Gewichts oder das Führen des Ernährungstagebuchs. Fünf Taler entsprechen dabei symbolisch einem Gewichtsverlust von 0,5 Kilogramm. Außerdem können sogenannte „Treat Days“ freigeschaltet werden – freie Tage, an denen man sich bewusst etwas gönnen darf.
Zusatzfunktionen bei Noom
Der SOS-Plan bietet eine Erinnerungsfunktion per SMS oder E-Mail, wenn die Motivation nachlässt.18 Zudem steht mit Welli ein KI-basierter Chatbot bereit, der Fragen rund um Ernährung, Rezepte, Gewohnheiten und App-Funktionen beantwortet. Für medizinische oder personenbezogene Fragen (etwa zu Alter, Gewicht oder BMI) ist er allerdings nicht gedacht.12
Kompatibilität mit anderen Wearables und Apps
Noom übernimmt Daten aus einer Reihe von Apps und Geräten – die Synchronisierung ist etwa mit Fitbit, Garmin Connect, Polar, iGlucose, OneTouch und Withings möglich.19
Im Gegensatz zu anderen Diäten und Programmen versucht Noom bewusst den JoJo-Effekt zu verhindern. Die App verspricht daher keine drastischen Gewichtsverluste innerhalb kürzester Zeit, sondern setzt auf langfristiges, nachhaltiges und gesundes Abnehmen.
Außerdem interessant: Ein Schutzmechanismus verhindert, dass Menschen mit starkem Untergewicht teilnehmen. Gibt man ein Zielgewicht ein, das einem BMI unter 18,5 entspräche, verweist die App auf die WHO-Richtlinien und erlaubt keine Fortsetzung des Programms.8
In Deutschland ist Noom mit seinem Kernangebot vertreten, einige Zusatzfunktionen bleiben jedoch der US-Version vorbehalten.
So wird etwa mit Noom Mood in den Vereinigten Staaten ein ergänzendes Programm angeboten, das Nutzer im Umgang mit Stress und Ängsten unterstützen soll – unter anderem mit täglichem Gefühlstracking, wöchentlichen Übungen und individueller Begleitung.20,21
Auch Noom Med, ein Programm zur ärztlich begleiteten Anwendung von Präparaten wie Semaglutid („Abnehmspritze“) oder Metformin, ist derzeit ausschließlich in den USA verfügbar.22
Ergänzend existiert mit Noom Vibe ein kostenfreies Community-Angebot, das gesunde Gewohnheiten, etwa eine bestimmte Schrittzahl, mit Punkten belohnt.23 Dieses Feature steht bislang nicht in Deutschland zur Verfügung.
Betrachtet man die Aktivitäten des Unternehmens, etwa den zuletzt Anfang 2023 aktualisierten deutschsprachigen Blog oder den Instagram-Kanal @noom_de, lässt sich vermuten, dass der Fokus von Noom weiterhin vor allem auf dem US-Markt liegt.24,25 Das Hauptprogramm Noom Weight ist jedoch auch in Deutschland vollständig verfügbar. Nutzer können sämtliche Kernfunktionen der App in deutscher Sprache nutzen – die Unterschiede zur US-Version betreffen vor allem ergänzende Angebote und nicht den eigentlichen Abnehm-Coach.
Wer sich auf der offiziellen Noom-Website über die Kosten informieren möchte, findet zunächst keine konkreten Angaben. Die Preise sind dort nicht direkt aufgeführt, sondern erst über Umwege zu finden.
Das beliebteste Programm, der 4-Monats-Plan, kostet 109 Euro, was einem Durchschnittspreis von rund 27 Euro pro Monat entspricht. Wer sich länger bindet, spart: Das Jahresabo liegt bei 164 Euro, also etwa 14 Euro monatlich.26 Auch kürzere Laufzeiten sind möglich – ein Ein-Monats-Plan kostet 50 Euro, der Zwei-Monats-Plan 79 Euro und der Drei-Monats-Plan 99 Euro.
Zum Einstieg bietet Noom eine 14-tägige Testphase an, die bereits ab 1 Euro buchbar ist. Sie ermöglicht es, alle zentralen Funktionen der App, vom psychologischen Coaching über das Ernährungstagebuch bis hin zu den täglichen Lernmodulen, unverbindlich kennenzulernen. Nach Ablauf dieser Testphase verlängert sich das Abo automatisch, sofern es nicht rechtzeitig gekündigt wird.
Die Wirksamkeit von Noom ist in einer Reihe von Studien untersucht worden. Insgesamt zeigen die Ergebnisse: Mit dem Programm lässt sich Gewicht reduzieren, der Erfolg hängt jedoch von der aktiven Nutzung ab. Zu beachten ist, dass an den meisten Studien zu Noom Weight maßgeblich Wissenschaftler beteiligt waren, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bei Noom beschäftigt waren. Teilweise hat das Unternehmen auch Studien finanziert oder die App für Probanden kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Übersichtsarbeiten bewerten Noom Weight insgesamt als ein wirksames digitales Abnehmprogramm, das jedoch nicht in allen Punkten mit intensiven Präsenzprogrammen gleichzusetzen ist.41 Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren zählen regelmäßiges Feedback, individuelles Coaching und konsequentes Selbstmonitoring.
Eine im Jahr 2025 veröffentlichte Analyse der beliebtesten Ernährungs-Apps zeigte zudem, dass Noom von allen untersuchten Programmen die größte Vielfalt an verhaltenstherapeutischen Elementen einsetzt.10 Zahlreiche Metastudien belegen, dass Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) den Erfolg von Abnehmprogrammen bei übergewichtigen oder adipösen Personen deutlich verbessern können.42,43 Besonders die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) erwies sich in mehreren Untersuchungen als langfristig wirksam.44
Noom gilt als eine der wenigen Diät-Apps mit echter wissenschaftlicher Basis.
Die Bewertungen der Noom-App fallen je nach Plattform sehr unterschiedlich aus. Auf Trustpilot erreicht sie 4,3 von 5 Sternen bei über 64.000 Rezensionen (Stand Oktober 2025).45 Im amerikanischen Apple App Store liegt die Bewertung sogar bei 4,7 Sternen (850.000 Rezensionen), in der deutschen Version bei 4,3 Sternen (über 6.300 Rezensionen).46,47 Auffällig ist jedoch der Google Play Store: Dort wird Noom mit 2,7 Sternen bei über 300.000 Bewertungen deutlich schlechter beurteilt.48
Was Anwender an Noom besonders schätzen:45,48
Wiederkehrende Kritikpunkte zu Noom:
Redaktionelle Tests bestätigen diese gemischten Bewertungen. Gelobt wird, dass Noom eine flexible Ernährungsweise ermöglicht, die ohne strikte Verbote auskommt, und dass die App durch Rezepte, Quizfragen und das Ernährungstagebuch motivierend wirkt.49 Kritik gibt es dagegen für die täglichen Lektionen, welche für erfahrene Nutzer zu langatmig sein können, sowie für das tägliche Wiegen – letzteres kann bei manchen Nutzern zu Frust führen.50 Auch die persönliche Betreuung durch Guides wird teils als unpersönlich oder automatisiert empfunden.
Auch Fachleute bewerten Noom unterschiedlich. Ein Ernährungsberater bezeichnet die App als „maßgeschneiderten Anzug unter den Abnehmprogrammen“, da sie individuelle Angaben berücksichtigt und psychologische Unterstützung integriert.51 Besonders positiv wird das Ampelsystem hervorgehoben, das Lebensmittel nach ihrer Kaloriendichte einordnet, statt sie zu verbieten. Dieses Prinzip soll das Bewusstsein für Portionsgrößen schärfen und Überessen vorbeugen.
Kritik kommt jedoch ebenfalls aus der Fachwelt. Die kanadische Ernährungswissenschaftlerin Ariana Rodriguez warnt, dass die farbliche Einteilung von Lebensmitteln bei manchen Nutzern das Denken in „guten“ und „schlechten“ Lebensmitteln verstärken und so problematische Essmuster fördern könne.9
Die Ernährungsberaterin Kelli McGrane lobt zwar, dass das Farbsystem Kalorienzählen auf eine leicht verständliche Weise übersetzt, sieht aber auch Schwächen: Auch nährstoffreiche Produkte können in einer ungünstigen Kategorie landen, und konsequentes Tracking kann bei manchen Nutzern zu übermäßiger Kontrolle führen.52
Eine systematische Untersuchung der beliebtesten Diät-Apps untersuchte deren wissenschaftliche Basis und verhaltenstherapeutische Elemente.53 Dabei schnitt Noom besonders gut ab: Die App integrierte 14 von 26 überprüften Verhaltenstechniken und erhielt die höchste Gesamtbewertung in Bezug auf wissenschaftliche Fundierung.
Insgesamt betonen Fachleute die Stärken von Noom im Bereich psychologische Begleitung und Verhaltenstraining. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass das Programm nicht für alle geeignet ist – insbesondere nicht für Menschen mit einem erhöhten Risiko für Essstörungen.
Ernährungs-Apps und digitale Abnehmprogramme gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Zu den bekanntesten gehört Weight Watchers (WW), bei dem jedes Lebensmittel eine bestimmte Punktezahl erhält.51 Andere Apps setzen stärker auf Kalorien- oder Schrittzähler, bieten jedoch meist weniger psychologische Inhalte oder verhaltenstherapeutische Elemente.53
Im direkten Vergleich unterscheiden sich Noom, MyFitnessPal, Yazio und Lifesum deutlich in Preis, Konzept und Funktionsumfang:54,55,56
Wer eine kostengünstige Tracking-App sucht, wird vermutlich bei MyFitnessPal oder Lifesum fündig. Yazio überzeugt durch seine deutsche Datenbank und genaue Nährwertinformationen. Wenn hingegen eine psychologische Begleitung und ein Coaching-Ansatz im Vordergrund stehen, bietet Noom Weight das umfassendste Konzept – allerdings zu einem verhältnismäßig hohen Preis.
Abnehmen möchten viele Menschen – und das ist natürlich nicht nur mit Apps wie Noom möglich. Alternative Herangehensweisen könnten sein:
Allgemeine Empfehlungen bei Adipositas
Der Ernährungsmediziner Prof. Dr. med. Hans Hauner betont: unabhängig von Apps und anderen Maßnahmen bleibt eine umfassende Lebensstiländerung der wichtigste Ansatz für gesundes Abnehmen.57 Dazu gehören eine mäßig kalorienreduzierte Ernährung, mehr Bewegung im Alltag sowie gezieltes Ausdauer- oder Krafttraining. Allein durch diese Maßnahmen lassen sich bereits ein bis drei Kilogramm abnehmen, und Fitness, Stoffwechsel und die Chancen, das Gewicht langfristig zu halten, verbessern sich ebenfalls.
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) in Deutschland
Im Unterschied zu frei erhältlichen Apps können bestimmte digitale Programme in Deutschland vom Arzt verschrieben werden, die Kosten werden dann von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Für die Indikation Adipositas mit einem BMI von 30 bis 40 kg/m² gibt es aktuell die DiGAs Oviva Direkt für Adipositas und zanadio.58,59
Ernährungsberatung
Eine persönliche Ernährungsberatung durch Fachkräfte kann in vielen Fällen ebenfalls hilfreich sein. Liegt eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung vor, übernehmen Krankenkassen in Deutschland bis zu 75 Prozent der Kosten für mehrere Sitzungen.57
Medikamente
Für stark übergewichtige Menschen stehen inzwischen auch wirksame Medikamente wie die Wirkstoffe Semaglutid und Tirzepatid zur Verfügung. Die Präparate sind verschreibungspflichtig, nicht von den Krankenkassen erstattungsfähig und kosten mehrere Hundert Euro im Monat.
Noom kombiniert psychologische Ansätze, Coaching und digitale Tools zu einem Programm, das vielen Menschen beim Abnehmen helfen kann. Studien belegen, dass Nutzer mit konsequenter Anwendung Gewicht verlieren und auch Lebensstilfaktoren verbessern können. Gleichzeitig zeigen die Daten aber, dass der Erfolg stark von der aktiven Nutzung abhängt.
Die Bewertungen fallen gemischt aus: Während viele Nutzer die motivierende Gestaltung, Flexibilität ohne Verbote und die Rezepte schätzen, gibt es Kritik an der Preisgestaltung und der technischen Umsetzung. Fachleute sehen die Stärken von Noom in der psychologischen Begleitung und den verhaltenstherapeutischen Methoden, weisen aber auch auf mögliche Risiken für Menschen mit problematischem Essverhalten hin.
Wer eine App sucht, die Ernährung, Coaching und Psychologie verbindet, kann mit Noom Weight einen hilfreichen Einstieg finden, sollte sich aber der Kosten, der Eigenverantwortung und möglicher Grenzen bewusst sein. Für Menschen mit stärkerer Adipositas oder gesundheitlichen Problemen können ärztlich verordnete digitale Gesundheitsanwendungen, eine persönliche Ernährungsberatung oder medizinische Therapien die bessere Wahl sein. In jedem Fall empfiehlt es sich, den Wunsch der Gewichtsreduktion zunächst mit erfahrenem Fachpersonal, zum Beispiel dem Hausarzt, zu besprechen und so die passenden Maßnahmen zu finden.
Gut zu wissen
Noom bietet eine kurze, meist ein- bis zweiwöchige Testphase an, die teilweise kostenlos oder vergünstigt ist. Danach geht die Testversion automatisch in ein kostenpflichtiges Abo über, sofern nicht rechtzeitig gekündigt wird. Eine dauerhaft kostenlose Version mit vollem Funktionsumfang gibt es nicht.
Noom wurde 2008 von Saeju Jeong und Artem Petakov in New York gegründet. Das Unternehmen arbeitet mit Psychologen, Ernährungswissenschaftlern und Verhaltenstherapeuten zusammen und versteht sich selbst als digitales Gesundheitsunternehmen, nicht als Diätanbieter.
Menschen mit Essstörungen oder starkem Untergewicht sollten Noom nicht nutzen. Die App schließt diese Gruppen bewusst aus: Wer ein Zielgewicht mit einem BMI unter 18,5 eingibt, kann das Programm nicht starten. Auch für Personen, die medizinisch betreut abnehmen müssen, ist Noom kein Ersatz für ärztliche Begleitung.
In Deutschland wird Noom aktuell nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. In den USA ist Noom hingegen in einigen Versicherungsprogrammen integriert, insbesondere im Bereich Diabetesprävention.
Noom unterliegt den US-amerikanischen Datenschutzrichtlinien und speichert Daten auf Servern in den USA. Laut Anbieter werden personenbezogene Daten nicht an Dritte verkauft. Dennoch raten Experten, die Datenschutzbestimmungen genau zu prüfen, da diese nicht vollständig der europäischen DSGVO entsprechen.
Während eine Ernährungsberatung individuell und persönlich erfolgt, basiert Noom auf einem algorithmischen Ansatz mit digitalen Tools, Textlektionen und Chat-Coaches. Es vermittelt Grundlagenwissen und Motivation, ersetzt jedoch keine persönliche Therapie oder medizinische Beratung.