

Haarausfall betrifft viele Menschen im Laufe ihres Lebens. Ob durch Stress, genetische Veranlagung oder Krankheiten: Die Ursachen sind vielfältig, die Belastung oft groß. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Formen des Haarausfalls es gibt, welche Therapien tatsächlich wirken und wann natürliche Alternativen sinnvoll sein können.
Haarausfall beginnt oft schleichend: bei Männern typischerweise am Hinterkopf, bei Frauen meist am Scheitel. Der Artikel erklärt Ursachen und zeigt bewährte sowie natürliche Behandlungsansätze. Foto: Shutterstock
Ein gewisser täglicher Haarverlust ist völlig normal. Im Durchschnitt verliert ein Mensch etwa 50 bis 100 Kopfhaare pro Tag. Wird jedoch ein deutlich verstärkter Haarverlust beobachtet, etwa durch vermehrte Haare in der Bürste, auf der Kleidung oder im Abfluss von Waschbecken und Dusche, kann dies auf eine krankhafte Form des Haarausfalls hinweisen. Weitere mögliche Anzeichen sind ein sichtbar ausgedünntes Haarbild, ein breiter werdender Scheitel, ein zurückweichender Haaransatz oder das Auftreten kahler Stellen.
Die Ursachen für Haarausfall sind vielfältig. Sie zeigen sich in unterschiedlichen Mustern, die im folgenden Abschnitt näher erläutert werden.
Haarausfall kann von leichtem Haarverlust bis zur vollständigen Glatzenbildung reichen. Warum das geschieht, wie lange der Haarausfall anhält und ob er reversibel ist, hängt maßgeblich von der zugrunde liegenden Ursache ab. Medizinisch lässt sich Haarausfall in verschiedene Kategorien einteilen, die sich in Ursache und Verlauf unterscheiden.1
Die häufigste Form des Haarausfalls ist die sogenannte androgenetische Alopezie. Sie wird bei Männern oft als männlicher Haarausfall oder gewöhnliche Glatzenbildung bezeichnet, bei Frauen als weiblicher Haarausfall.
Die androgenetische Alopezie ist eine erblich bedingte Form des Haarausfalls, die bei genetisch veranlagten (prädisponierten) Männern und Frauen vorkommt. Der Haarverlust beginnt in der Regel zwischen dem 12. und 40. Lebensjahr. Studien zufolge zeigt etwa die Hälfte der Bevölkerung bis zum 50. Lebensjahr Anzeichen dieser Form des Haarausfalls. Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz deutlich an: Bis zum 79. Lebensjahr sind rund 80 % der Männer und etwa 40 % der Frauen betroffen.1,2
Konkret wird die androgenetische Alopezie durch eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Dihydrotestosteron (DHT) verursacht. DHT, das durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase aus Testosteron gebildet wird, bindet an Androgenrezeptoren der Haarwurzel, was zum Schrumpfen der Haarfollikel führt, sodass diese schließlich keine Haare mehr produzieren.2
Der Haarverlust verläuft geschlechtsspezifisch in charakteristischer Weise:
Bei Männern äußert sich die androgenetische Alopezie typischerweise in Form von zurückgehendem Haaransatz (den sogenannten Geheimratsecken) und/oder einer zunehmenden Ausdünnung der Haare am Oberkopf. Bei Frauen hingegen verteilt sich der Haarausfall meist diffuser über den Oberkopf, wobei insbesondere der Scheitel betroffen ist. Die vordere Haarlinie bleibt dabei häufig erhalten.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen schreitet der Haarverlust mit der Zeit fort. Dennoch lässt sich auch erblich bedingter Haarausfall in vielen Fällen durch geeignete Behandlungen verlangsamen oder teilweise rückgängig machen. Wichtig ist dabei: Die Therapie muss dauerhaft angewendet werden, da der Haarausfall bei Absetzen der Behandlung in der Regel wieder stärker wird.
Die häufigste Ursache: genetische Überempfindlichkeit gegenüber DHT.
Diese Form des Haarausfalls tritt in der Regel zwei bis drei Monate nach einer starken körperlichen oder seelischen Belastung auf, beispielsweise infolge einer länger andauernden Krankheit, einer großen Operation oder einer schweren Infektion. Auch hormonelle Veränderungen, insbesondere nach einer Geburt, können ein telogenes Effluvium auslösen.
Der Haarverlust verteilt sich dabei meist diffus über den gesamten Kopf. Mäßig viele Haare fallen aus allen Bereichen der Kopfhaut aus, was sich etwa durch vermehrte Haarreste auf dem Kopfkissen, in der Dusche oder in der Haarbürste bemerkbar macht. Die Haare können an bestimmten Stellen dünner erscheinen, große kahle Areale sind jedoch selten.
Bei einem diffusen Haarausfall setzt der Haarverlust meist über mehrere Wochen bis Monate ein, stoppt anschließend und die Haare beginnen in der Regel im Verlauf der folgenden Monate wieder nachzuwachsen.
Bei der Alopecia areata handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem die Haarfollikel angreift, so dass diese die Haarproduktion einstellen. Typisch sind ein oder mehrere kleine, runde kahle Stellen auf der Kopfhaut. Die genaue Ursache dieser Erkrankung ist bislang ungeklärt. Fest steht jedoch, dass Menschen mit anderen Autoimmunerkrankungen häufiger betroffen sind.
Breitet sich der Haarausfall auf den gesamten Kopf aus, spricht man von Alopecia totalis. In seltenen Fällen kann der Haarverlust den gesamten Körper betreffen – dies wird als Alopecia universalis bezeichnet.
Diese Form des Haarausfalls kann durch eine unsachgemäße Behandlung der Haare verursacht werden. Beispielsweise wenn die Haare extremer Hitze oder starker mechanischer Belastung ausgesetzt werden, etwa durch Lockenstäbe oder heiße Lockenwickler. Auch der Einsatz aggressiver Chemikalien wie Bleichmittel, Haarfärbemittel oder Dauerwellen kann die Haarstruktur nachhaltig schädigen.
Eine weitere Ursache für Haarverlust kann starkes, dauerhaftes Ziehen an den Haaren sein, die sogenannte Traktionsalopezie. Diese entsteht zum Beispiel durch das jahrelange Tragen straff zurückgebundener Frisuren wie enge Zöpfe oder Duttfrisuren.
Darüber hinaus können psychische Erkrankungen zu Haarausfall führen. Eine seltene, aber ernstzunehmende Störung ist die Trichotillomanie. Betroffene reißen sich dabei zwanghaft Haare aus oder verdrehen diese, was zu kahlen Stellen führen kann.
In der Regel stoppt der Haarausfall, sobald die schädigende Behandlung eingestellt wird. In schweren Fällen, insbesondere bei langanhaltender Traktionsalopezie, kann jedoch dauerhafter Haarverlust eintreten.
Tinea capitis ist eine Infektion der Kopfhaut, die durch bestimmte Pilzarten verursacht wird und zu fleckigem, herdförmigem Haarausfall führt. Dabei brechen die Haare meist direkt an der Kopfhaut ab; die betroffenen Stellen zeigen sich oft schuppig und entzündet. Besonders häufig tritt diese Form des Haarausfalls bei Kindern auf.
Die Behandlung der Pilzinfektion muss konsequent über einen Zeitraum von mindestens sechs bis zwölf Wochen erfolgen. Da das Haarwachstum nach einer Tinea-Infektion nur langsam wieder einsetzt, ist eine frühzeitige Diagnose und Therapie entscheidend, um dauerhaften Haarverlust zu vermeiden.
Haarausfall kann als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftreten. Dazu zählen unter anderem Lithium, Betablocker, Warfarin, Heparin sowie Amphetamine. Besonders Krebsmedikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt werden, führen häufig zu einem plötzlichen, großflächigen Haarausfall, der den gesamten Kopf betreffen kann.
Der Haarausfall ist in der Regel reversibel. In vielen Fällen normalisiert sich das Haarwachstum wieder, sobald das auslösende Medikament abgesetzt wird.
Haarausfall kann auch ein Anzeichen für verschiedene Grunderkrankungen sein. Dazu zählen beispielsweise systemischer Lupus erythematodes (Lupus), Syphilis, Schilddrüsenerkrankungen wie Hypo- oder Hyperthyreose sowie hormonelle Ungleichgewichte.
Auch schwerwiegende Mangelernährungen, insbesondere ein Defizit an Eiweiß, Eisen, Zink oder Biotin, können zu Haarausfall führen. Solche Mangelzustände treten häufig bei Menschen mit stark eingeschränkter Nahrungsaufnahme auf, etwa im Rahmen von strikten Diäten oder Essstörungen. Frauen mit sehr starker Menstruation sind ebenfalls häufiger betroffen.
In den meisten Fällen lässt sich der ernährungs- oder krankheitsbedingte Haarausfall durch eine ausgewogene Ernährung bzw. durch eine gezielte Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung stoppen. Sobald die Ursache behoben ist, wachsen die Haare meist wieder nach. In Ausnahmefällen, etwa bei einer durch Lupus verursachten Entzündung der Kopfhaut, kann es jedoch zu dauerhaftem, vernarbendem Haarausfall kommen.
Haarausfall ist für viele Menschen ein sensibles Thema. Er betrifft nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern kann auch das Selbstbewusstsein erheblich beeinflussen. Während manche gut mit dem Haarverlust umgehen können oder ihn mit Perücken, Haarteilen oder Hüten kaschieren, wünschen sich andere eine gezielte Behandlung, um das Fortschreiten zu stoppen oder neues Haarwachstum anzuregen.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, Haarausfall zu behandeln. Welche Methode geeignet ist, hängt in erster Linie von der Ursache des Haarverlusts ab. In der medizinischen Praxis kommen unterschiedliche Ansätze zum Einsatz: Dazu gehören medikamentöse Behandlungen, pflanzliche und naturheilkundliche Mittel sowie moderne, nicht-invasive Verfahren wie die Eigenbluttherapie oder spezielle Lichtbehandlungen.
Auch Haartransplantationen sind eine Option, um lichte Stellen dauerhaft zu füllen. Dabei werden Haarwurzeln meist am Hinterkopf entnommen und an anderer Stelle wieder eingesetzt. Zwei gängige Verfahren sind die FUE-Technik, bei der einzelne Haarfollikel verpflanzt werden, und die FUT-Methode, bei der ein Hautstreifen entnommen wird. Da diese Eingriffe jedoch kostspielig, aufwendig und nicht für jede Person geeignet sind, werden sie in diesem Artikel nicht im Detail behandelt.
Stattdessen konzentrieren wir uns auf nicht-operative Möglichkeiten. Wir geben einen Überblick über bewährte Medikamente, alternative naturheilkundliche Mittel und ergänzende Methoden, die in bestimmten Fällen helfen können, den Haarverlust zu bremsen oder sogar neues Wachstum anzuregen.
Diese Verfahren kommen häufig ergänzend oder alternativ zu Medikamenten zum Einsatz. Ziel ist es, die Durchblutung der Kopfhaut zu fördern und die Regeneration der Haarfollikel zu unterstützen.
Bei der Low-Level-Lasertherapie wird schwaches Laserlicht im roten oder nahinfraroten Wellenlängenbereich gezielt auf die kahlen Stellen der Kopfhaut gerichtet, um den Zellstoffwechsel zu stimulieren und die Durchblutung der Haarfollikeln zu fördern.
Die Behandlung ist schmerzfrei und sicher und wird bei erblich bedingtem Haarausfall sowie bei anderen nicht-narbenbildenden Formen von Haarverlust, wie Alopecia areata, telogenem Effluvium und Haarausfall nach Chemotherapie angewandt. Für sichtbare Ergebnisse ist eine kontinuierliche Anwendung über mehrere Monate erforderlich.3
Bei der PRP-Therapie wird dem Patienten eine kleine Menge Eigenblut entnommen, das anschließend zentrifugiert wird, um das plättchenreiche Plasma (PRP) zu isolieren. Dieses wird in die betroffenen Areale der Kopfhaut injiziert. Die im PRP enthaltenen Wachstumsfaktoren sollen die Aktivität der Haarfollikel fördern und das Haarwachstum anregen.
Erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse, insbesondere in Kombination mit anderen Therapiemethoden. Mögliche Nebenwirkungen beschränken sich meist auf lokale Schwellungen oder Schmerzen an den Injektionsstellen.4
Zwei Wirkstoffe haben sich bei der Behandlung von Haarausfall besonders bewährt: Minoxidil und Finasterid (bzw. Dutasterid). Beide greifen in hormonelle Prozesse ein oder regen direkt das Haarwachstum an.
In den meisten Fällen beginnt die Behandlung mit Minoxidil. Dieser Wirkstoff wird lokal auf die Kopfhaut aufgetragen und ist in verschiedenen Präparaten erhältlich, zum Beispiel als Regaine®, Alopexy®, Lonolox®, Loniten® oder Neocapil®.
Bleibt der gewünschte Erfolg aus, kann bei Männern zusätzlich eine orale Therapie mit Finasterid in Betracht gezogen werden. Bekannte Handelsnamen sind Propecia®, Crinormin®, Prosmin®, Alofin®, Androfin® oder FinaHAIR®. Eine weitere Möglichkeit stellt der verwandte Wirkstoff Dutasterid dar, der etwa in Avodart® oder Dutaglandin® enthalten ist.
Minoxidil wurde ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt und wird in diesem Zusammenhang als Tablette eingenommen. Die gefäßerweiternde Wirkung ist bislang der am besten erforschte Mechanismus des Medikaments. In der Haarmedizin nutzt man den Wirkstoff heute vor allem zur äußerlichen (also topischen) Anwendung bei bestimmten Formen von Haarausfall, zum Beispiel bei erblich bedingtem Haarausfall (androgenetische Alopezie) oder kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata). Auch bei selteneren Formen wie der angeborenen Hypotrichose oder dem Loose-Anagen-Syndrom zeigen sich positive Effekte.14
Zur Behandlung wird Minoxidil direkt auf die betroffenen Stellen der Kopfhaut aufgetragen, entweder als Lösung oder als Schaum. Präparate mit einer Konzentration von bis zu 5 % Minoxidil sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Höhere Konzentrationen sowie oral einzunehmende Minoxidil-Tabletten sind hingegen rezeptpflichtig.
Die Wirksamkeit einer 5 %-Lösung von topischem Minoxidil wurde in einer 12-monatigen, placebokontrollierten Studie mit 2.294 Männern im Alter von 18 bis 50 Jahren mit leichtem bis mäßigem Haarausfall am Scheitel nachgewiesen. Die Behandlung führte zu einer signifikanten Zunahme der Haardichte.12
Die topische Anwendung ist sowohl zur Behandlung des männlichen als auch des weiblichen Haarausfalls zugelassen. Der exakte Wirkmechanismus in Bezug auf das Haarwachstum ist zwar noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird angenommen, dass Minoxidil das Haarwachstum durch eine Kombination gefäßerweiternder, entzündungshemmender und möglicherweise antiandrogener Eigenschaften fördert.12
Für eine nachhaltige Wirkung muss Minoxidil zweimal täglich in einer Menge von je einem Milliliter auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Die Applikation erfolgt mittels einer Pipette oder eines verlängerten Sprühaufsatzes direkt auf die Kopfhaut. Die Lösung wird gleichmäßig mit dem Finger auf der betroffenen Kopfhaut verteilt; ein Einmassieren ist dabei nicht notwendig. Von der Verwendung von Sprays wird abgeraten, da ein Großteil der Lösung dabei in die Haare und nicht auf die Kopfhaut gelangt. Wichtig ist dabei, dass die Kopfhaut nach dem Waschen vollständig trocken ist, bevor Minoxidil aufgetragen wird.
Die topische Minoxidil-Lösung ist das einzige offiziell zugelassene Medikament zur Förderung des Haarwachstums bei Frauen mit androgenetischer Alopezie. Andere zur Behandlung des weiblichen Haarausfalls eingesetzte Medikamente, etwa Spironolacton oder Östrogene, zeigen bislang nur eine geringe therapeutische Wirksamkeit.12,13
Zu den häufigsten Nebenwirkungen topischer Minoxidil-Präparate zählen vor allem hautbezogene Reaktionen. Etwa 7 % der Anwenderinnen und Anwender der 2 %-Lösung klagen über Reizungen der Kopfhaut. Bei der Anwendung der 5 %-Lösung ist diese Rate höher. Typische Symptome sind Trockenheit, Schuppenbildung, Juckreiz und Rötungen.12
Finasterid und Dutasterid sind verschreibungspflichtige Medikamente, die vor allem zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) eingesetzt werden. Zudem werden sie bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall (androgenetischer Alopezie) angewendet.
Beide Wirkstoffe hemmen ein Enzym namens 5-Alpha-Reduktase. Dieses Enzym ist dafür verantwortlich, das männliche Sexualhormon Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umzuwandeln. Ein hoher DHT-Spiegel steht im Zusammenhang mit Prostatavergrößerung und Haarausfall. Durch die Hemmung dieses Enzyms senken Finasterid und Dutasterid den DHT-Spiegel im Körper – und können so sowohl die Prostata verkleinern als auch weiteren Haarverlust verlangsamen.
Finasterid zeigt bei der Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall bei männlichen Patienten eine langfristig wirksame und nachhaltige Wirkung. In mehreren Studien wurde über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren eine anhaltende Verbesserung beziehungsweise Stabilisierung des Haarverlusts unter Finasterid-Therapie nachgewiesen.
In einer Studie an Männern mit androgenetischer Alopezie zeigte Finasterid (1 mg täglich) eine „nachhaltige Wirkung für mindestens 5 Jahre“, wobei der Behandlungseffekt bei verschiedenen Haarausfall-Typen unterschiedlich stark ausfiel.5 Eine Langzeitstudie mit 523 japanischen Männern bestätigte ebenfalls eine hohe Wirksamkeit: Die tägliche Einnahme von 1 mg Finasterid über zehn Jahre führte zu dauerhaft positiven Ergebnissen – ohne schwerwiegende Nebenwirkungen.6
Auch größere Übersichtsarbeiten kommen zu dem Schluss, dass Finasterid langfristig wirksam ist. Allerdings kann die Behandlung Nebenwirkungen wie sexuelle Funktionsstörungen oder andere körperliche Beschwerden verursachen. Diese können die dauerhafte Anwendung für einige Betroffene einschränken.7
Eine neuere Metaanalyse deutet zudem darauf hin, dass die Wirkung in manchen Fällen im Laufe der Zeit nachlassen kann. In seltenen Fällen berichten Männer davon, dass der Effekt nach einigen Jahren abflacht oder nach dem Absetzen des Medikaments erneut Haarausfall auftritt.8
Grundsätzlich gilt Finasterid in der Dosierung von 1 mg pro Tag, wie sie zur Behandlung von Haarausfall verwendet wird, als gut verträglich und sicher. Dennoch sind Nebenwirkungen möglich. Zu den bekanntesten zählen:
Es ist wichtig anzumerken, dass sich Nebenwirkungen insbesondere bei höheren Dosierungen, wie sie bei der BPH-Therapie verwendet werden, häufiger zeigen. Zudem sind diese in der Regel nicht dauerhaft und klingen nach dem Absetzen des Medikaments meist wieder ab.
Finasterid ist für die Anwendung bei Frauen im gebärfähigen Alter kontraindiziert. Schwangere oder Frauen mit Kinderwunsch dürfen dem Wirkstoff nicht ausgesetzt werden, da er zu Fehlbildungen der äußeren Geschlechtsorgane männlicher Föten führen kann.
Studien zur Wirksamkeit bei postmenopausalen Frauen mit androgenetischer Alopezie ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen der Finasterid- und der Placebo-Gruppe. Beide Gruppen zeigten weiterhin Haarverlust. Dies deutet darauf hin, dass Finasterid bei Frauen keine nachweisbare Wirkung besitzt. Der weibliche Körper produziert Testosteron und dessen Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT) in deutlich geringeren Mengen als der männliche, was eine Erklärung für die mangelnde Wirksamkeit sein könnte.13
Zusammenfassend gilt Finasterid bei männlicher androgenetischer Alopezie als langfristig wirksam und sicher, solange es regelmäßig eingenommen wird und keine relevanten Nebenwirkungen auftreten. Die Evidenzlage für andere Alopezie-Formen oder für Frauen ist schwächer.
Sägepalme gilt als pflanzliche Alternative.
Immer mehr Menschen suchen nach sanften und natürlichen Wegen, um dem Haarausfall entgegenzuwirken. Anstelle von pharmakologischen Behandlungen wie Finasterid setzen sie auf alternative Methoden – insbesondere auf sogenannte natürliche DHT-Blocker, die das Haarwachstum stimulieren sollen.
Zu den häufig genannten Wirkstoffen zur Förderung des Haarwachstums zählen Koffein, Rosmarinöl, Kürbiskernöl und Schwarzkümmelöl. Jedoch ist die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit dieser Naturprodukte bislang sehr begrenzt. Im Vergleich zu den intensiv erforschten, verschreibungspflichtigen Wirkstoffen wie Finasterid, Minoxidil oder Dutasterid, fällt die Datenlage deutlich dünner aus.
Ernsthafte klinische Studien zu natürlichen Substanzen, die den DHT-Spiegel senken, sind selten, und häufig beschränken sich Hinweise auf vereinzelte Labor- oder Tierstudien.
Etwas breiter ist die Studienlage beim Einsatz von Sägepalmenextrakt. Dieses pflanzliche Mittel wird bereits in pflanzlichen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln verwendet und hat in einigen Untersuchungen eine moderate Wirksamkeit gegen Haarausfall gezeigt. Primär wird das pflanzliche Arzneimittel zur Behandlung der Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) eingesetzt.
Der in der Phytomedizin vielfach verwendete Sägepalmenextrakt wird aus den Früchten und Samen der nur im Südosten der USA heimischen Palmenart gewonnen. In der Anwendung kommt der pflanzliche Wirkstoff sowohl oral – in Form von Kapseln, Tabletten oder Flüssigkeit – als auch äußerlich zum Einsatz.
Der Extrakt der Sägepalme hemmt, ähnlich wie Finasterid, die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT), indem er das Enzym 5-Alpha-Reduktase blockiert. Erste Studien weisen auf eine gewisse Wirksamkeit bei androgenetischer Alopezie hin, auch wenn der Effekt schwächer ausfällt als bei Finasterid. Die Verträglichkeit von Sägepalmenextrakt gilt allgemein als gut; Nebenwirkungen treten nur selten auf.15 Die wissenschaftliche Datenlage zur Wirksamkeit bei Haarausfall ist jedoch bislang begrenzt.16
Eine systematische Übersichtsarbeit von Evron et al. (2020) untersuchte sowohl die orale als auch die topische Anwendung von Sägepalme. Das Ergebnis: Bei rund 60 Prozent der Teilnehmenden verbesserte sich die allgemeine Haarqualität, bei 27 Prozent nahm die Haardichte zu, und bei 83 Prozent zeigte sich eine Erhöhung der Haardichte insgesamt. Zudem berichteten bis zu 52 Prozent der Probanden von einer Verringerung des Haarausfalls.17
Trotz der positiven Tendenzen ist die Studienlage immer noch unzureichend. So lag die Teilnehmerzahl der untersuchten klinischen Studien meist nur zwischen 20 und 80 Personen, oder es kamen Kombinationspräparate mit mehreren Wirkstoffen zum Einsatz.18,19,20
Eine direkte Vergleichsstudie über 24 Monate (Sägepalmextrakt 320 mg vs. Finasterid 1 mg) zeigte, dass unter Finasterid bei 68 % der Probanden eine Zunahme der Haare zu verzeichnen war, aber nur bei 38 % der Vergleichsgruppe mit Sägepalme. Zudem war die Wirkung des pflanzlichen Mittels lokal begrenzt (auf den Scheitel), während Finasterid eine deutlichere Wirkung auf die gesamte Kopfhaut zeigte.21
Obwohl Sägepalme auch in Nahrungsergänzungsmitteln und Tees enthalten ist, sind diese Produkte häufig nicht ausreichend mit den notwendigen Fettsäuren oder Phytosterinen angereichert – und somit bei Haarausfall vermutlich ohne Wirkung.22
Die Wahl der richtigen Behandlung bei Haarausfall hängt maßgeblich von der Ursache und Form des Haarverlusts ab. Entscheidend ist, was genau hinter dem Haarausfall steckt: etwa hormonelle Einflüsse, genetische Veranlagung, entzündliche Prozesse, Nährstoffmängel oder andere Auslöser. Entsprechend unterschiedlich fällt auch die passende Therapie aus: Während in manchen Fällen Medikamente wie Minoxidil oder Finasterid wirksam sind, können in anderen Situationen pflanzliche Präparate oder nicht-medikamentöse Verfahren wie Lasertherapie oder PRP helfen. Auch operative Maßnahmen wie die Haartransplantation sind eine Option, auf die in diesem Artikel jedoch nicht näher eingegangen wird.
Wer unter Haarausfall leidet, sollte sich ärztlich beraten lassen. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um eine passende Therapie zu finden.
Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung aller in diesem Artikel vorgestellten Behandlungsmethoden, mit einer kompakten Einschätzung zur Wirksamkeit, den jeweiligen Anwendungsgebieten und den Grenzen der einzelnen Verfahren.
Haarausfall ist ein weit verbreitetes Phänomen mit unterschiedlichen Ursachen. Dazu zählen genetische Faktoren, hormonelle Veränderungen, bestimmte Erkrankungen oder Nährstoffmängel. Die passende Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Medikamente wie Finasterid oder Minoxidil sind gut untersucht und können bei bestimmten Formen des Haarverlusts wirksam sein. Auch pflanzliche Mittel, Lasertherapie oder PRP kommen als Optionen infrage.
Entscheidend ist eine frühzeitige und fachärztliche Abklärung. Je früher die Ursache erkannt wird, desto gezielter lässt sich der Haarausfall behandeln und gegebenenfalls aufhalten.