

Die mediterrane Ernährung gilt seit Jahren als gesund – insbesondere für das Herz-Kreislauf-System. Eine aktuelle Studie der Tulane University in New Orleans legt nun nahe, dass sie auch die Gedächtnisleistung verbessern könnte. Entscheidend ist dabei offenbar der Einfluss auf das sogenannte Darmmikrobiom.
Mediterrane Küche mit Ausblick: Frische Zutaten wie Feta, Oliven und Gemüse stehen im Zentrum einer Ernährung, die laut neuer Forschung das Gedächtnis verbessern kann. Foto: Shutterstock
Die mediterrane Diät basiert auf traditionellen Essgewohnheiten rund um das Mittelmeer. Typisch sind:
Zahlreiche Studien zeigen: Diese Ernährungsweise kann Herzkrankheiten vorbeugen, Entzündungen reduzieren – und womöglich sogar Demenzrisiken senken.
Ein Forschungsteam der Tulane University in New Orleans untersuchte, welchen Einfluss die mediterrane Ernährung auf das Darmmikrobiom und die Gedächtnisleistung hat.1 Dabei wollten sie verstehen, ob eine veränderte Darmflora zu einer verbesserten kognitiven Funktion führt.
Die Studie nutzte junge Ratten als Modellorganismus, um die Auswirkungen der Ernährung auf jugendliche Menschen in einer sensiblen Entwicklungsphase zu untersuchen. Über einen Zeitraum von 14 Wochen erhielten jeweils zehn Tiere entweder eine mediterrane Diät – reich an Olivenöl, Fisch und Ballaststoffen – oder eine sogenannte westliche Diät, wie sie in Industrienationen üblich ist und durch einen hohen Anteil an gesättigten Fetten gekennzeichnet ist.
Vor und nach der Diätphase analysierten die Forschenden die Zusammensetzung der Darmflora (Mikrobiom) sowie biochemische Marker im Blut. Das Mikrobiom wurde auf Gattungsebene untersucht, um Veränderungen in der bakteriellen Vielfalt zu erkennen. Ergänzend führten die Forschenden kognitive Tests, etwa in Labyrinthen, durch, um die Gedächtnis- und Lernleistung der Tiere zu beurteilen.
Die Ratten, die eine mediterrane Diät erhielten, zeigten im Vergleich zu den Tieren mit westlicher Ernährung deutliche Verbesserungen in der Gedächtnisleistung und kognitiven Flexibilität. Die zentralen Ergebnisse der Studie lassen sich in drei Bereichen zusammenfassen:
Die mediterrane Ernährung erhöhte die Vielfalt von vier als „nützlich“ eingestuften Bakteriengattungen und verringerte gleichzeitig fünf potenziell „schädliche“ Gattungen. Besonders auffällig war ein Zusammenhang zwischen einem höheren Anteil der Bakterienart Candidatus Saccharimonas und einer besseren kognitiven Leistung. Umgekehrt wurde ein erhöhter Anteil von Bifidobacterium mit einer schwächeren Gedächtnisfunktion assoziiert.
In Labyrinthtests schnitten die mediterran ernährten Tiere deutlich besser ab – sowohl beim Arbeitsgedächtnis als auch bei Aufgaben zur Langzeitgedächtnisleistung und kognitiven Flexibilität. Die Forschenden sehen einen direkten Zusammenhang zwischen den beobachteten Veränderungen im Darmmikrobiom und der verbesserten geistigen Leistungsfähigkeit.
Die mediterrane Diät führte zu einem niedrigeren LDL-Cholesterinspiegel („schlechtes“ Cholesterin) und veränderte auch bestimmte Entzündungswerte im Blut (proinflammatorische Zytokine) positiv. Auffällig war jedoch, dass im Gehirn selbst – etwa bei neuroinflammatorischen Markern oder der sogenannten Synapsenplastizität – keine signifikanten Unterschiede festgestellt wurden.
Die Forschenden vermuten daher, dass die kognitiven Verbesserungen vor allem über das veränderte Darmmikrobiom vermittelt werden – und nicht über direkte strukturelle Veränderungen im Gehirn.
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die mediterrane Ernährung durch Veränderungen im Darmmikrobiom die kognitiven Funktionen verbessern kann. Besonders während sensibler Entwicklungsphasen des Gehirns könnte diese Ernährungsweise vorteilhaft sein.
Zwar basiert die Untersuchung auf einer kleinen Zahl von Versuchstieren, doch sie steht im Einklang mit Studien am Menschen, die einen Zusammenhang zwischen mediterraner Ernährung, besserer Gedächtnisleistung und einem geringeren Demenzrisiko nahelegen – auch wenn die Beweislage noch nicht abschließend ist.
Künftige Studien sollten untersuchen, wie gut sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen und welche Mechanismen die Verbindung zwischen Mikrobiom und Gehirngesundheit genau erklären.