Welche Fette verlängern unser Leben? Neue Langzeitstudie liefert klare Antworten

Fett galt lange als der Übeltäter in der Ernährung. Doch heute wissen wir: Nicht nur die Menge des Fettes ist entscheidend – sondern seine Herkunft und Zusammensetzung. Eine neue Langzeitstudie mit über 400.000 Teilnehmenden zeigt nun deutlich, welche Fette unsere Lebenserwartung steigern – und welche sie senken.

Gesunde und ungesunde Fettquellen: Avocado, Nüsse, Lachs, Fleisch, Eier, Käse und Hülsenfrüchte auf einem Holztisch – Fokus auf pflanzliche Fette zur Lebensverlängerung.

Fett ist lebenswichtig – aber welche dieser Quellen tun uns wirklich gut? Eine neue Studie bringt Klarheit. Foto: Shutterstock

Warum Fett nicht gleich Fett ist

Noch vor einigen Jahren wurden Fett und fetthaltige Produkte pauschal als ungesund dargestellt – so galt etwa Vollmilchjoghurt mit 3 % Fettanteil als „97 % fettfrei“. Heute ist klar: Fett ist ein essenzieller Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Entscheidend ist jedoch nicht nur die Menge, sondern vor allem die Art und Zusammensetzung des Fetts.

Doch spielt auch die Quelle des Fetts eine Rolle? Sind pflanzliche Fette grundsätzlich gesünder als tierische?

Eine aktuelle Langzeitstudie, veröffentlicht im August 2024 in der renommierten Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine, untersuchte die langfristigen Auswirkungen verschiedener Fettquellen auf die Gesamtmortalität und die kardiovaskuläre Sterblichkeit – also Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.1

Studie mit über 400.000 Teilnehmenden

Die Studie stützt sich auf die NIH-AARP Diet and Health Study, eine prospektive Kohortenstudie, die zwischen 1995 und 2019 in den USA durchgeführt wurde. Insgesamt wurden mehr als 400.000 Erwachsene über einen Zeitraum von 24 Jahren begleitet (Durchschnittsalter: 61 Jahre; 57 % Männer).

Zu Beginn füllten die Teilnehmenden detaillierte Ernährungsfragebögen aus, in denen die Aufnahme verschiedener Fettquellen dokumentiert wurde – darunter Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Pflanzenöle sowie Fleisch, Milchprodukte und Eier.

Die Auswertung berücksichtigte eine Vielzahl potenzieller Störfaktoren, darunter Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), Rauchverhalten und körperliche Aktivität, um die Effekte pflanzlicher und tierischer Fette möglichst präzise voneinander abzugrenzen.

Deutliche Unterschiede zwischen Pflanzen- und Tierfetten

Die Ergebnisse zeigen deutliche, statistisch signifikante Unterschiede in den gesundheitlichen Auswirkungen pflanzlicher und tierischer Fette:

  • Pflanzliche Fette: Eine höhere Aufnahme war mit einer 9 Prozent niedrigeren Gesamtsterblichkeit und einer 14 Prozent niedrigeren kardiovaskulären Sterblichkeit verbunden. Besonders positiv wirkten sich Fette aus Getreide und Pflanzenölen aus.
  • Tierische Fette: Eine erhöhte Zufuhr ging mit einer 16 Prozent höheren Gesamtsterblichkeit und einer 14 Prozent höheren kardiovaskulären Sterblichkeit einher. Betroffen waren vor allem Fette aus Milchprodukten und Eiern.
  • Substitution: Bereits der Ersatz von 5 Prozent der täglichen Energiezufuhr aus tierischen Fetten durch pflanzliche Fette senkte das Risiko für die Gesamtsterblichkeit um bis zu 24 Prozent, für die kardiovaskuläre Sterblichkeit sogar um bis zu 30 Prozent.

Die Studie untersuchte zudem Fette aus Fisch. Diese zeigten zwar eine tendenziell schützende Wirkung, aufgrund des geringen Fischkonsums in der untersuchten Population konnten jedoch keine signifikanten Effekte nachgewiesen werden.

Fazit: Ungesättigte Fette bevorzugen

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die gesundheitlichen Vorteile pflanzlicher Fette – insbesondere solcher aus Getreide und pflanzlichen Ölen. Gleichzeitig deuten sie darauf hin, dass ein hoher Konsum tierischer Fette mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden ist.

Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass nicht alle pflanzlichen Fette automatisch gesund sind. So enthalten etwa Palm- und Kokosöl einen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren, die sich negativ auf die Herzgesundheit auswirken können. Die pauschale Aussage „pflanzlich ist gut, tierisch ist ungesund“ greift daher zu kurz.

„Wir sind schon einen Schritt weiter als die Publikation. Wir unterscheiden heute nicht mehr nur zwischen tierischem und pflanzlichem Fett, sondern achten vor allem auf die Fettsäurezusammensetzung“, erklärt Prof. Dr. Stefan Lorkowski gegenüber Medscape.2

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an ungesättigten pflanzlichen Fetten, Ballaststoffen und pflanzlichem Protein ist, kann dazu beitragen, die Gesundheit zu fördern und das Risiko für vorzeitige Todesfälle zu senken.

Dr. Markus Numberger, promovierter Neurowissenschaftler und medizinischen Fachautor, spezialisiert auf molekulare Neurobiologie, Komplementär- und Integrativmedizin sowie medizinische Kommunikation. Dr. rer. nat. Markus Numberger
Mit einer beeindruckenden Laufbahn, die ihn unter anderem ins Labor des Medizin-Nobelpreisträgers Bert Sakmann führte, ist Dr. Markus Numberger ein herausragender Experte in molekularer Neurobiologie. Seine wissenschaftliche Neugier und sein tiefgründiges Fachwissen, ergänzt durch Forschungsaufenthalte in den USA und an der Charité Berlin, ermöglichen es ihm, die Komplexität der Komplementär- und Integrativmedizin verständlich zu vermitteln.
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